Auf der Suche nach dem Pfingstgeist hat sich unser Kolumnist Timo Brunke auf den Schimmelhüttenweg begeben.

Stuttgart - Auf der Suche nach dem Pfingstgeist hat sich unser Kolumnist Timo Brunke auf den Schimmelhüttenweg begeben, der von Heslach nach Degerloch hinauf führt. Hier ist sein Wanderungsbericht.


Ob ich die Welt heut wohl verstehe?
Ich weiß: der Geist lässt sich nicht zwingen,
Im Freien will ich mich ergehen,
Dort könnte Pfingsten zu mir dringen.

Der Weg beginnt mit steilster Steigung.
Hinterm Marienhospital
Zeigt sich die Welt mit starker Neigung
Zu grünen Gärten auf einmal.

Wer kommt so freundlich mir entgegen?
Aus der Barmherzigen Schwesternschaft
Des Hospitals. Ein Gruß wie’n Segen –
Die Schwester grüßt ganz fabelhaft.

Genau wie auch der frohe Haufen
Der plötzlich mir entgegentritt:
"Grüß Gott, so so, auch hier am Laufen!"
Die Freundlichkeit, sie macht uns quitt.

Die Gartentore nur, sie schweigen
Bewachen still, was für sich bleibt:
Wo schmalste Pfade sich verzweigen,
Dort wiegt in Zweigen sich die Zeit.

Wie kann ein Weg sich nur so krümmen
Und plötzlich ist die Aussicht da:
Mit Weinbergmauern, die sich lümmeln
Und alle Blumen sind mir nah.

"Hallo!" Es ächzt ein Sturzhelmbiker
An mir vorbei – nicht ohne Gruß.
Als Schimmelhüttenwegbesteiger
Ist Grüßen pfingstlicher Genuss.

Nur die, die hier zur Sonne beten,
Den Eidechsen im Kern verwandt,
Die Wengerttreppen-Eremiten,
Sie werden ohne Gruß erkannt.

Verständnisstilles Einvernehmen:
"Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein."
Als Konsument von Sonnencremen
Bleib ich auch gern für mich allein.

Es grüßen mich anstelle dessen:
Die Frau, die in Thai Chi sich übt,
Dort in der Wegbucht selbstvergessen,
Die Luft mit ihren Armen siebt.

Es grüßen Reben, Wald und Tunnel,
Von oben grüßt das IKB-
Gebäude mit der Neonfunzel
Und wenn ich mich gen Heslach dreh,

So grüßen Monte Scherbelino
Und Hasenberg, ich grüß zurück.
Die Welt an Pfingsten ist ein Kino,
Erzählt mit jedem Augenblick!