Wer bei den derzeitigen Temperaturen in einem der Springbrunnen auf dem Schlossplatz Abkühlung für die Füße sucht, wird enttäuscht. Die Brunnen sind trocken – und das wird auch noch eine Weile so bleiben.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Die spitze Bemerkung konnte sich Klaus Wenk nicht verkneifen: „Die Reichstagsverhüllung von Christo und Jeanne-Claude war ein Kunstprojekt mit weltweiter Beachtung. Das lässt sich über die beiden eingehüllten Brunnen auf dem Stuttgarter Schlossplatz leider nicht sagen.“ Der CDU-Bezirksbeirat fordert die Verwaltung auf, beim zuständigen Landesfinanzministerium zu klären, warum es sein könne, dass die beiden Brunnen „am schönsten Platz der Stadt“ immer noch baustellenverhüllt seien.

 

In der Tat: Wo vergangenen Sommer noch Kinder planschten und Bürger ihre Füße an besonders heißen Tagen abkühlten, sind heute nur die verhüllten, abgezäunten Klötze zu sehen. Zwar gibt es einige Brunnen in der Nähe, aber keine in vergleichbarer Größe – oder wo der Zugang zum Wasser so niedrigschwellig ist.

Sanierung ursprünglich im Herbst 2016 geplant

Ursprünglich war die Sanierung der beiden Springbrunnen für den Herbst 2016 geplant. Tatsächlich starteten sie erst im Frühjahr 2017. In dieser Planung war ursprünglich vorgesehen, die Sanierungsarbeiten bis zum Internationalen Trickfilmfestival Stuttgart (ITFS) abgeschlossen zu haben. Das ist seit dem 7. Mai vorbei. Jetzt ist die Ansage des Finanzministeriums: Mitte Juli sollen die Brunnen wieder sprudeln.

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„Der Abbau der Gerüste soll Ende Juni 2017 erfolgen“, sagt Martina Schäfer, eine Sprecherin des Ministeriums. Anschließend würden Brunnenfiguren und Brunnentechnik angeliefert und sukzessive wieder montiert. Danach sollen die Wasserspiele wieder in Betrieb gehen.

„Die Löwenköpfe der Brunnenschalen werden dann noch nicht montiert sein, die Reparatur der Schäden an den Löwenköpfen dauert noch an“, so die Ministeriumssprecherin weiter. Sie sollen wieder angebracht werden, wenn die Brunnen im Herbst wieder außer Betrieb sind.

Grundreinigung machte Probleme

Der Grund für die monatelangen Verzögerungen waren laut Finanzministerium Schwierigkeiten bei einer Grundreinigung im Oktober vergangenen Jahres. Dabei sei es nicht gelungen, alle Kalkablagerungen zu entfernen – wodurch die Nachreinigung in zeitaufwendiger Handarbeit erfolge. Trotz des Mehraufwands könne der Kostenrahmen von rund 200 000 Euro könne eingehalten werden.

Während CDU und die Stuttgart-Marketing-Gesellschaft an den Verzögerungen Kritik üben, sieht die Stiftung Stuttgarter Brünnele die Sache gelassener. „Die Brunnen in Zuständigkeit des Tiefbauamts sind derzeit alle in gutem Zustand“, sagt Peter Haller von der Brunnenstiftung. Für Wasserspiele am Schlossplatz sei zwar das Hochbauamt zuständig, aber insgesamt sei die Situation aktuell sehr gut „aufgrund der Wohltat der vielen laufenden Brunnen gerade jetzt in der heißen Zeit.“

Technische Probleme in Zusammenhang mit den beiden Springbrunnen am Schlossplatz gibt es übrigens nicht erst seit heute. Bereits ihre geplante Inbetriebnahme anlässlich des Geburtstags des Königs Wilhelms I. drohte am 27. September 1863 daran zu scheitern, dass sich die Wasserschalen nicht mit normalen Eisenbahnwaggons verladen ließen. Und in Stuttgart angekommen, war die Durchfahrt durch das Königstor zu schmal. Darum musste eines der beiden Wachhäuschen damals abgebaut werden.

Seitdem zieren die Zwillingsbrunnen den Schlossplatz. Die zentrale Säule ist jeweils von vier Figuren gesäumt, die wichtige Flüsse in Württemberg symbolisieren. Beim südlichen der beiden Brunnen sind das der Neckar, der Kocher, die Fils und die Enz.

Die Figuren des nördlich gelegenen Brunnens sind 1945 verschwunden, ihr Verbleib ist bis heute ungeklärt. Die Figuren verkörperten Donau, Nagold, Tauber und Jagst. Aufgrund von Fotografien konnten die Arbeiten aber rekonstruiert werden. Und sind hoffentlich bald wieder für alle Stuttgarter zu sehen.