Stattlich: der Kanzleibogenbrunnen am Schlossplatz Foto: Jan Sellner
In Stuttgart startet die Brunnensaison. Nach und nach werden rund 300 Brunnen angestellt. Einer jedoch, ein sehr zentraler, wird auch dieses Mal nicht fließen, bedauert Jan Sellner im Kommentar.
Das Thema Wasser in der Stadt ist eines, in das man nicht oft und tief genug eintauchen kann. Gerade jetzt, wo die Frühlingssonne in die Stadt brennt, die Mineralbäder wieder offen haben und die Termine für die Eröffnung der Freibäder feststehen. Passend dazu hat die Stadt den Start der „Brunnensaison“ verkündet. Am Montag, 14. April, ist es soweit. Dann werden das vor drei Jahren eröffnete Fontänenfeld auf dem Marktplatz – eine der besten Stuttgart-Ideen der jüngeren Zeit! – und der sogenannte Pusteblumenbrunnen in der Königstraße wieder sprudeln.
Bis Pfingsten wird es dauern, bis alle betriebsbereiten Brünnlein fließen
Als Laie könnte man annehmen, es würden zeitgleich alle rund 300 Brunnen in der Stadt angestellt. Doch Pusteblume! Der Beginn der Brunnensaison bedeutet laut Tiefbauamt lediglich, dass von jetzt an die Brunnen „sukzessive gereinigt“ und dann in Betrieb genommen werden. Es handelt sich gewissermaßen um einen fließenden Übergang, und es wird wohl Pfingsten werden, bis überall wieder Wasser fließt. Wasserspiele, so lernen wir, sind auch Geduldsspiele. Eine Ausnahme bildet der renovierte Marktplatzbrunnen, der ganzjährig von Mineralwasser gespeist wird. Im Falle der Trinkbrunnen, deren Zahl erfreulicherweise auf rund 100 angewachsen ist, erklärt die Stadt die Wartezeit damit, dass erst Wasserproben untersucht werden müssten.
Einer der beiden Schlossplatzbrunnen Foto: Jan Sellner
Immerhin sprudeln die großen Springbrunnen auf dem Schlossplatz schon, für die das Land zuständig ist und bei denen es sich ihrerseits um eine der besten Stuttgart-Ideen des 19. Jahrhunderts handelt. Aufgestellt wurden die in Wasseralfingen hergestellten, ausladenden Becken anlässlich des Geburtstags von König Wilhelm I. am 27. September 1863. Für den Schwertransport nach Stuttgart mussten Pfeiler der Remstalbrücke in Schwäbisch Gmünd abgerissen werden. Sorry dafür! Und das ist nur eine von unzähligen Stuttgarter Brunnengeschichten, die mindestens so erfrischend sind wie die Brunnen selbst.
Gut, dass es die Stiftung Stuttgarter Brünnele gibt
Eine andere Geschichte betrifft den zentralen, jedoch wenig beachteten 238 Jahre alten Kanzleibogenbrunnen am Schlossplatz/ Ecke Prinzenbau. Seit Kriegsende ist der Brunnen nicht mehr in Betrieb, und seit fünf Jahren bemüht sich die verdienstvolle Stiftung Stuttgarter Brünnele um seine Wiederbelebung. Die Brunnenfreunde sind bereit, eine fünfstellige Summe beizusteuern, wenn das Land daraus einen Trinkwasserbrunnen macht. Auch das eine ausgezeichnete Stuttgart-Idee, weshalb man dieser Brunnengeschichte dringend ein Happy End wünscht.