Treffen sich zwei Erfolgsautoren und plaudern drauflos – so könnte man umschreiben, was der Band „Alle sind so ernst geworden“ versammelt. Unter anderem geht es um Äähm...

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - In einem Hotel an der Ostsee sind sich Benjamin von Stuckrad-Barre und Martin Suter an einem heißen Tag im Sommer über den Weg gelaufen – in Badehosen. Martin Suter in einer orangefarbenen, Benjamin von Stuckrad-Barre mit pinken Flamingos und Palmen auf türkisem Grund. Die Szene, die Loriot nicht besser hätte erfinden können, ist der Beginn eines wunderbaren Smalltalks zweier Erfolgsautoren, die normalerweise als Anzugträger einen gewissen Ruf zu verteidigen haben und dies auch sogleich tun.

 

Glitzernde Oberflächen statt letzter Antworten

Je länger sie sich über Nichtigkeiten wie die Aussprache von Ibiza, Redensarten oder einfach nur das Äähm-Sagen austauschen, wird deutlich, wie sehr unser Leben zum größten Teil aus Geringfügigem besteht und wie falsch es wäre, dies geringzuschätzen. Äähm – ist dieses Nebengeräusch nun „die Gelenkflüssigkeit des Denkens“ oder dessen Simulation? Oder wozu braucht man Glitzer, und warum trägt Martin Suter beim Kochen Handschuhe? Die beiden wollen keine letzten Antworten geben, sondern führen vor, wie man sich auf der glitzernden Oberfläche eines kurzweiligen Gesprächs über die Abgründe hinweg tragen lassen kann, in die jeder von ihnen schon tiefer als andere geblickt hat.

Martin Suter, Benjamin von Stuckrad-Barre: Alle sind so ernst geworden. Diogenes Verlag. 272 Seiten, 22 Euro.