Ein neues Buch zeigt die Südwest-SPD als Partei, die als Juniorpartner stets gut mitregierte. Gedankt wurde es ihr nicht: Im Schatten anderer siecht sie dahin.

Mindestens ein Mal, 1966, hat die Landes-SPD die Chance vertan, den Ministerpräsidenten zu stellen. Nach dem Aufstieg von Regierungschef Kurt Georg Kiesinger (CDU) zum Bundeskanzler musste dessen designierter Nachfolger Hans Karl Filbinger (CDU) damit rechnen, dass ihm die FDP als Koalitionspartner von der Fahne gehen und in Stuttgart eine sozialliberale Koalition aus der Taufe gehoben werden könnte. In höchster Not lockte Filbinger die SPD mit einigen Zugeständnissen in eine CDU-geführte große Koalition, die dann auch Großes leistete. Zum Beispiel eine Reform der Verwaltungsgebiete oder die überfällige Abschaffung der Konfessionsschule, ein Anliegen der SPD. Für Letzteres war eine verfassungsändernde Mehrheit nötig, welche die SPD nur mit der CDU bekam. Um der Sache will ließen sich die Genossen mit ihrem Vormann Walter Krause auf das Bündnis mit der CDU ein. Damals gab es so etwas noch: dass die Sache wichtiger genommen wurde als die Macht um ihrer selbst willen.