Roland Berger hat ein Buch geschrieben – über Mathematik, die Menschen und den Ursprung der Welt. In seinem Buch würdigt er die großen Mathematiker und vermittelt eine gute Ahnung vom Weltgeschehen und den Hintergründen.

Rohr - Mathematik hat viel mit Menschsein zu tun. Davon ist Roland Berger überzeugt. Den Beweis führt er auf über 1200 Seiten in seinem Buch „Homo Sapiens mathematicus“. Dieses ist kürzlich im Projekte-Verlag Cornelius erschienen. Das Mammutwerk richtet sich nicht an ein Fachpublikum, sondern an den ganz normalen Leser.

 

„Die Kunst des Lernens“

Drei Jahre hat der Diplom-Mathematiker und Diplom-Physiker an seinem zweibändigen Buch geschrieben. „Der Begriff Mathematik hat heutzutage eine eingeengte Bedeutung“, sagt er. Man bringe ihn mit im Schulunterricht Gelerntem in Verbindung: Algebra, Geometrie, Kurvendiskussion. Ursprünglich leite er sich aber aus dem griechischen Wort mathematikä ab, das „zum Lernen zugehörig“ bedeute. Auch kann man es mit „die Kunst des Lernens“ übersetzen. Das Wort mathema stehe für die Wissenschaft allgemein.

„Mathematik und Menschsein sind verbunden“, sagt er und bezieht sich damit auf beide Bedeutungen des Begriffes. „Würden wir nicht lernen, würden wir uns nicht weiterentwickeln“, erklärt Berger. Denn die Neugierde mache den Menschen aus. Zudem habe die Mathematik im engeren Sinne viele technische Fortschritte gebracht. „Ohne sie würde es keine Küchenmaschine geben, keine Wetterstationen und wir wüssten nichts über andere Planeten“, sagt er.

Würdigung der großen Mathematiker

Im Vorwort seines Werkes verweist der 70-Jährige auf Galileo Galilei, der gesagt hat: „Das Buch der Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben, und ihre Buchstaben sind Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren.“ Diese Behauptung kann Berger ohne zu zögern unterschreiben. Die Mathematik sei die Krönung aller Wissenschaften, sagt er. Beim Versuch, Naturerscheinungen zu erfassen, habe der Mensch bemerkt: Siehe da, man kann mathematische Formeln dafür erstellen. „Alle Gesetze der Natur sind durch mathematische Formeln greifbar“, verdeutlicht er. Am Anfang stehe stets die Mathematik. Er nennt ein Bespiel: „Mathematiker haben errechnet, dass wegen der Gravitation an einer bestimmten Stelle zwingend ein Planet sein muss. Astronomen, die nun wussten, wo sie suchen mussten, haben ihn dort gefunden.“

In seinem Buch würdigt Berger die großen Mathematiker. „Ich zeige auf, wo sie weltgeschichtlich involviert sind und ich beschreibe, welche Auswirkungen mathematische Erkenntnisse hatten“, erklärt er. Das Buch beginnt beim Urknall, bei der Entstehung des Universums. Etappenweise beschreibt Berger, wie sich die Menschheit entwickelt hat und mit ihr die Mathematik. Oder besser gesagt, wie der Mensch diese entdeckt hat – wenn man davon ausgeht, dass die Mathematik unabhängig vom Menschen existiert.

Weltgeschehen und Hintergründe

Stationen macht der Wissenschaftler an historisch entscheidenden Momenten, bei der ersten Hochkultur, beim Wandel religiöser Weltanschauungen 500 vor Christus oder der Entstehung des Islam 1000 Jahre später. Berger zeigt außerdem, welche Rechenhilfen früher benutzt wurden, und wie die Kunst des Fingerrechnens funktioniert.

Warum er dieses Buch geschrieben hat? Die Antwort kommt rasch: „Zu allen großen Mathematikern und den behandelten Themen gibt es massig Bücher und Lebensläufe. Mein Buch aber verschafft in kurzer Form einen Überblick über alle diese Personen und die Geschichte der Menschheit“, erklärt er. Wenn man es gelesen habe, habe man eine gute Ahnung vom Weltgeschehen und den Hintergründen.