Konzerte in Sindelfingen und Böblingen Als Pink Floyd und Co. die Region aufmischten

Illja Widmann und Christoph Wagner interessieren sich für die Musikszene Foto: Rouven Spindler

In Sindelfingen und Böblingen fanden einst Konzerte zahlreicher bekannter Bands statt. Musikjournalist Christoph Wagner recherchiert für ein Buch über die Zeit der 1960er bis 1980er Jahre – und hofft dabei auf Mithilfe.

Volontäre: Rouven Spindler (rsp)

Konzertplakate und Kleidungsstücke hängen an den Wänden, Fotoalben, Tickets, Zeitungsartikel und Gästebücher liegen auf den Tischen aus. Im zweiten Stock des Sindelfinger Stadtmuseums dreht sich beim Pressegespräch alles um die regionale Musikgeschichte, als Museumsleiterin Illja Widmann mit Christoph Wagner den derzeitigen Stand eines neues Projekts vorstellt. „Pop- und Rockgeschichte der 1960er bis 1980er Jahre in Sindelfingen und Böblingen“ heißt der Arbeitstitel eines Buches, an dem der erfahrene Musikjournalist Wagner gerade arbeitet. „Von Abba bis Zappa“, wie er es abkürzt.

 

Große Band- und Künstlernamen tauchten in dieser Zeit regelmäßig in den beiden Städten Böblingen und Sindelfingen auf: Dort wurden internationale Konzerte vor tausenden Zuschauern ausgerichtet. Von Status Quo über Miles Davis und Fleetwood Mac bis hin zu Pink Floyd, Queen, Kraftwerk und Co. – sie alle traten in hiesigen Hallen auf. Das ist auf das „Stuttgarter Popverbot“ zurückzuführen, wie Wagner erklärt. Nachdem es im Jahr 1970 bei Konzerten zu Ausschreitungen gekommen war, habe die Stadt in der Liederhalle und am Killesberg Auftritte untersagt. Und so wurden die Ausrichtungsorte im Landkreis zur Ausweichlocation großer Bands und deren Fans. Ein Pluspunkt: Teils kostete der Eintritt dort lediglich drei Mark.

Ausgangspunkt für das Buchprojekt des Historikers sei die 2017 vorgestellte Ausstellung des Sindelfinger Stadtmuseums über die 1970er Jahre in der Stadt, sagt Illja Widmann. Wagner befasst sich in seinem Werk damit, wer hier auftrat und wie es dazu kam. Zudem steht für den 68-Jährigen im Fokus, „welche Auswirkungen das auf die lokale Jugendkultur und darüber hinaus“ hatte.

Beim Pressetermin geht Musikexperte Wagner beispielsweise auf „Bird-Laden“ ein – eine Schülergruppe, die Konzerte in Sindelfingen veranstaltete. Aus Sicht der Museumsleiterin ist es bei dem Projekt „wichtig zu zeigen, dass das konservativ geprägte Sindelfingen noch eine andere Seite hat“. Christoph Wagner, der aus Balingen stammt und in Nordengland lebt, arbeitet seit 2023 an dem Buch, 2025 oder 2026 soll es fertig werden. Dann ist auch eine Ausstellung geplant.

Bei der Recherche, die unter anderem Interviews und das Auswerten zahlreicher Zeitungsausgaben umfasst, hoffen der Autor und Illja Widmann auch auf Mithilfe. Wer Erfahrungen oder Erinnerungsstücke wie Plakate und Schallplatten beisteuern möchte, kann sich telefonisch unter 0 70 31/94 35 7 oder per E-Mail an illja.widmann@sindelfingen.de melden.

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