Eine Liebe, die sich über alle Alters-, Herkunfts- und Klassenfragen hinwegsetzt – davon erzählt Martin Kordić in seinem schmerzhaft schönen Roman „Jahre mit Martha“.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Einmal sieht Željko Drazenko Kovačević, der sich der Einfachheit halber lieber Jimmy nennt, die beiden Mädchen, auf die er an diesem Nachmittag aufpassen soll, an den Nachbarhäusern klingeln, wo sie um Brot und Wasser betteln. Als er sie fragt, was sie da treiben, bekommt er die Antwort: „Wir spielen arme Kinder.“ So stellt man sich Armut vor, wenn man in einer Villa wie der der Kramers am Rand der Heidelberger Altstadt aufwächst, wo Jimmys Mutter putzt und er selbst kleine Garten- und andere Dienste übernommen hat. Im Moment gehört dazu, den privilegierten Mädchen zu zeigen, wie man richtig arme Kinder spielt: indem man sich mittags vor den Fernseher fläzt, verbotenes Zeug trinkt, Chipstüten leert und versucht, seinen Namen zu rülpsen.