Monika Zeiner erzählt in „Villa Sternbald“ die Geschichte eines fränkischen Schulmöbel-Unternehmens über fünf Generationen hinweg als wäre es ein Roman von Thomas Mann. Und das hat Methode.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Schwer lastet das Erbe auf den Schultern des Protagonisten von Monika Zeiners gewichtigem 700-Seiten-Roman „Villa Sternbald“. Dabei wurde Nikolas Finck, Nachkomme eines prosperierenden fränkischen Unternehmens, das sich über Generationen mit der Produktion von Schulmöbeln eine führende Stellung aufgebaut hat, in materieller Hinsicht bereits enterbt. Er ist das Schwarze Schaf der Familie, weil er sich weigert, über die dunklen Flecken der Firmengeschichte hinwegzusehen. Denn der großbürgerliche Wohlstand, in dem er aufgewachsenen ist, verdankt sich nicht nur der Ausstattung von Klassenzimmern mit hochwertigen Tischen und Stühlen, sondern der lukrativen Umverteilung während einer Zeit, in der vom nahen Nürnberg der Lichter- und Fackelschein der Reichsparteitage herüberleuchtete. Oder, wie Nikolas‘ Jugendfreundin ihm einmal entgegenschleudert: „Die Fincks sind Erzgauner“.