In seinem vielstimmigen Roman „Otmars Söhne“ verknüpft der niederländische Autor Peter Buwalda einen verschollenen Sonatensatz Beethovens mit gesellschaftlichen und sexuellen Machtverhältnissen.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Allegro con Brio ed appassionato – diese Vortragsbezeichnung trifft ganz gut den Erzählton dieses auftrumpfenden Romans in 111 Kapiteln. Und wer jetzt gleich an Beethoven denkt, liegt genau richtig. Denn dessen letzte und seit Thomas Manns „Doktor Faustus“ zur einschlägigen Künstlerromanliteratur zählende Klaviersonate Opus 111 spielt darin eine entscheidende Rolle. Allerdings einmal nicht jene sich in schwindelnden Höhen auflösenden Variationen der Arietta, sondern ein bisher verschollener dritter Satz. Und wenn man aus diesem Rückschlüsse für Peter Buwaldas Roman „Otmars Söhne“ ziehen wollte, müsste man ihn zweifellos für ein kontrapunktisches Meisterwerk halten, das auf kunstvolle Weise sehr heterogene Motive miteinander verknüpft.