Wer kann, rettet sich vor dem großen Untergang auf künstliche Inseln. Aber solange Freiheit und Eigennutz Hand in Hand gehen, ist auch das keine Lösung. Davon erzählt Theresia Enzensbergers für den Deutschen Buchpreis nominierter Roman „Auf See“.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Niemand ist eine Insel, aber die Vorstellung, sich aus allen Zusammenhängen lösen und vor der erschöpften Welt auf eine Insel retten zu können, hat, seit der englische Dramatiker John Donne jene Wendung zu Beginn des 17. Jahrhunderts prägte, an Dringlichkeit gewonnen. Eine Auswahl entsprechender Lebensentwürfe findet sich in dem Archiv der Künstlerin Helena, einer der beiden Protagonistinnen im neuen Roman von Theresia Enzensberger „Auf See“. Man begegnet darin unter anderem dem schottischen Betrüger Gregor McGregor, der vor 200 Jahren auswanderungswilligen Landsleuten ein fabelhaftes Utopia namens Poyais vertickte. Er machte damit sein Glück – die ihm auf den Leim gingen fuhren dagegen ins Nirgendwo, denn jenes vielversprechende Land gab es nicht. Was Utopien gerne einmal so an sich haben, die sich etymologisch aus dem griechischen Wort für Nicht-Ort ableiten. Und dass sich ihre Verheißungen nicht einlösen, hängt nicht zuletzt häufig mit den Geschäftsinteressen ihrer Initiatoren zusammen.