Stuttgart - Bei Elif Babatas und ihrem Team klingelt ständig das Telefon. „Wir haben wieder Bewegung im Büro“, sagt die Leiterin des Tui Travel Star Reisecenters in Stuttgart, „darüber sind wir sehr froh.“ Ihre großen Hoffnungen für die Pfingstferien seien zwar ins Wasser gefallen. Nach wie vor gibt es mit Mallorca nur ein Urlaubsziel, das nicht als Risikogebiet gilt. Von Sonntag an fällt immerhin die Quarantänepflicht für vollständig Geimpfte und von Corona Genesene weg. „Aber uns fehlen die Familien“, sagt Elif Babatas, „nur ältere Menschen und Pärchen trauen sich.“ Den ein oder anderen Flug auf die Malediven, in die Dominikanische Republik oder nach Griechenland hat sie gebucht. „Die Leute sind erschöpft, sie wollen einfach weg“, ist ihr Eindruck.
Flugverkehr auf zehn Prozent geschrumpft
Mit einer Reisewelle rechnet der Flughafen Stuttgart jedoch nicht. Aktuell fänden nur etwa zehn Prozent der sonst für die Jahreszeit üblichen Flüge statt, teilt Flughafensprecherin Beate Schleicher mit. „Wir sehen aber, dass etablierte Carrier nach und nach zurückkehren“, berichtet sie. Dazu zählen Aeroflot, Air France und Air Baltic. Die Fluggesellschaft Turkish Airlines habe ein konstantes Angebot zu Destinationen wie Istanbul, Izmir und Kayseri. Eurowings steuert von Stuttgart aus wieder Lissabon, Split, Catania und Barcelona an. Auch Palma de Mallorca, Saloniki und andere Ziele stehen schon auf dem Flugplan. „In den kommenden Wochen werden sukzessiv weitere Ziele dazukommen“, kündigt die Flughafensprecherin an.
Auch bei Gabriele Reminder-Schrey nimmt das Geschäft langsam an Fahrt auf. Die Geschäftsführerin der Euro Lloyd Reisebüros in Stuttgart, Sindelfingen und Ludwigsburg erlebt zwar keinen Boom, doch Kunden von ihr fliegen über Pfingsten auf die Seychellen und die Malediven, nach Spanien oder Griechenland. Clubs wie Robinson oder Aldiana seien von Familien mehr denn je gefragt, weil sie als sicher und gut organisiert gelten. Allerdings kommt es auch zu einigen Stornierung von lange geplanten Reisen. „Vieles ist noch unklar“, sagt sie. Dafür verzeichnen ihre Reisebüros so viele langfristige Buchungen wie noch nie für 2022 und 2023. „Ich brauche einen Ausblick“, sagen die Kunden zu Gabriele Reminder-Schrey.
Ägypten und Kroatien übe Pfingsten
Ein Kunde vom Reisebüro am Ostendplatz fliegt am 20. Mai nach Ägypten, ein weiterer am 5. Juni nach Kroatien. Alle anderen planen ebenfalls langfristig, etwa für September nach Formentera, an Weihnachten nach La Palma und auf Kreuzfahrt im nächsten Jahr. Die Stornierungen überwiegen noch: Eine Familie, die vergangenes Jahr ihren Pfingsturlaub auf Kreta gebucht hatte, bleibt daheim. Manche Kunden vom Reisebüro am Ostendplatz wären auch mit ein paar Tagen in Bayern zufrieden, doch planen lässt sich der Urlaub bislang nicht.
Anders sieht es in Österreich aus: Dort hat die Regierung vor knapp zwei Wochen die Öffnung für den Tourismus erlaubt und die Quarantänepflicht für Deutsche abgeschafft. Das Hotel Post in Lermoos startet am 20. Mai in die Saison – und ist bereits so gut wie ausgebucht. „Das Pfingstgeschäft läuft sehr gut“, sagt die Dame an der Rezeption. Die Gäste stammen jeweils zu einem Drittel aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, ein paar Baden-Württemberger sind darunter. Um die Regeln bei der Rückreise müssten sich die ausländischen Gäste selbst kümmern, sagt sie. Für Urlauber aus Brandenburg oder Nordrhein-Westfalen gebe es beispielsweise keine Quarantänepflicht oder erst nach einem Aufenthalt von mehr als 72 Stunden. „Unsere Stammgäste freuen sich sehr, dass wir wieder da sind“, sagt die Rezeptionistin.
Bereits 4000 Deutsche in Kroatien
Andere haben längt das Weite gesucht. Laut Romeo Draghicchio urlauben diese Woche rund 4000 Deutsche in Kroatien. „Das ist nicht viel, aber 2020 ist gar niemand hingefahren“, sagt der Direktor des kroatischen Fremdenverkehrsamts in Frankfurt. Im Jahr 2019 wurden in diesem Zeitraum etwa 17 000 Übernachtungen von Deutschen an der Adriaküste gezählt. Viele würden noch abwarten, wie sich die Rückreisebestimmungen entwickeln, viele würden auch Tests und Quarantäne in Kauf nehmen, ist sein Eindruck. „Es kommen tatsächlich etwas mehr Buchungen herein“, berichtet er. An Pfingsten ist mit einigen Tausend Gästen zu rechnen, die meisten davon aus Baden-Württemberg und Bayern.
„Die Pfingstferien kommen zu früh“, schimpft Thomas Straube vom Möhringer Reisebüro. Auch bei ihm rufen die Kunden täglich an – und er müsse sie jeden Tag vertrösten. Solange die Reisewarnungen nicht fallen, würden die meisten zu Hause bleiben. Nur Rentner könnten reisen, Familien sich die Quarantäne aber nicht leisten. Er hat das Gefühl, dass sich das Robert-Koch-Institut extra lange Zeit mit der Aufhebung von Risikogebieten lassen. „Damit steht und fällt für uns alles“, sagt Thomas Straube. Wären die Pfingstferien erst in zwei bis drei Wochen, könnten zwei oder drei Länder mehr offen für Deutsche sein, hofft er – und vertröstet seine Kunden bis dahin weiter.