Die Autorin Felicitas Wehnert hat sich auf die Suche nach alten Obst- und Gemüsesorten gemacht. Das Ergebnis hat sie jetzt, in Buchform gebunden, präsentiert.

Beuren - Ein Blick auf den Einband genügt: „Unsere Gartenschätze im Südwesten“ ist ein Gartenbuch. Und doch steckt in den Geschichten um alte Obst- und Gemüsesorten, die Felicitas Wehnert zusammengetragen und Manfred Schäffler fotografiert hat, viel mehr. Die Lektüre ist auch ein Spaziergang durch die Politik-, Sozial-, Wirtschafts-, Auswanderer- und Einwanderergeschichte der Region. „Mich hat es als Gartenfreundin, aber auch als Politik-und Kulturwissenschaftlerin fasziniert, wie viele Geschichten sich hinter den alten Sorten verbergen“, sagt die Autorin, die sich auch als langjährige Leiterin der SWR-Fernsehredaktion Landeskultur einen Namen gemacht hat.

 

Ihr Buch hat Felicitas Wehnert passenderweise im Freilichtmuseum Beuren zuerst vorgestellt. Nicht nur im Garten des Museums, das sich auf den Weg zu einem Erlebnis- und Genusszentrum für alte Sorten gemacht hat, hat die Autorin tief gegraben, um ihre beinahe vergessenen Hauptdarsteller wieder ans Licht zu bringen. Die Hedelfinger Knorpelkirsche, die Zwiebelsorten Stuttgarter Riesen und Höri-Bülle, die Engelsbohne, der Ulmer Spargel und die Schwarze Birne aus dem Neuffener Tal drohen Globalisierung und Normierung zum Opfer zu fallen. Wie auch das Wunder von Stuttgart, eine von 200 Salatsorten, die einst auf den Äckern und in den Bauerngärten rund um die Landeshauptstadt, im Neckartal und auf den Fildern angebaut wurde.

Von vielen Sorten gibt es nur noch die Namen

„Von der großen Vielfalt, die die von der Natur begünstigten und jetzt versiegelten Böden der Region hervorgebracht haben, zeugen heute häufig nur noch die alten Namen“, sagt Felicitas Wehnert. Allein 50 verschiedene Gemüsesorten tragen, wie etwa der Stuttgarter Sommer, ein grüner Salat mit lockerem Kopf und glänzenden Blättern, die Stadt im Namen.

Auch wenn ihre Namen für Heimatverbundenheit stehen, sind manche Sorten weit gereist. „Die Langenauer Stangenbohne erzählt eine Auswanderergeschichte“, sagt die Autorin. Die Hülsenfrucht hat als Passagier auf den Ulmer Schachteln, mit denen die Donauschwaben zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu neuen Ufern aufgebrochen sind, die Fahrt ins Banat angetreten und dort Wurzeln geschlagen. Die Pflanzengeschichten sind eingebettet in die Porträts ihrer Retter. Woldemar Mammel und seine Alblinse, der Hochschulprofessor Jan Sneyd mit dem Schwäbischen Dickkopf-Weizen, sein Nachfolger im Geiste, Roman Lenz, mit dem Genbänkle-Projekt, der Linsenhofener Wengerter Helmut Dolde mit der Schwarzen Birne – neun Beiträge über Sortenretter und deren Beweggründe ranken sich um das Hauptthema. Und auch die Rolle der Rettungsinsel, des Freilichtmuseums Beuren mit seinen Obstwiesen, Museumsäckern und Bauerngärten, hat die Autorin liebevoll beackert.

Die Autorin stellt ihr Buch am Sonntag im Museum vor

Das reich bebilderte Buch „Unsere Gartenschätze im Südwesten“ von Felicitas Wehnert erzählt die Geschichte alter Sorten und begleitet die Sortenretter bei ihrer Schatzsuche. Es ist im Belser Verlag (ISBN 978-3-7630-2796-5) erschienen und kostet 19,99 Euro.


Am Sonntag, 8. April, ist die Autorin im Freilichtmuseum Beuren zu Gast. Um 14.30  und um 15.30 Uhr stellt sie ihr Buch im Hopfensaal des Öschelbronner Hauses vor.