Glühende Fans von Bud Spencer haben sich im Rems-Murr-Kreis getroffen. Als Stargast kam „Silberlocke“ Riccardo Pizzuti – der Mann, der Spencers Faust so oft spürte wie kein anderer.

Schorndorf - Es wirkt fast wie ein Klassentreffen. In der Bar neben dem Kino Traumpalast in Schorndorf treffen sich rund 50 Menschen, die sich zuvor noch nie gesehen haben. Sie unterhalten sich, als ob sie alte Freunde wären, denn sie haben eines gemeinsam: Sie verehren den Schauspieler Bud Spencer. „Ich bin über fünf Stunden hierhergefahren und fahre nach dem Film auch gleich wieder zurück“, erzählt ein Mann aus Köln. Andere sind aus Thüringen und Berlin hergekommen. Die Fans lieben vor allem die Filme, die Bud Spencer an der Seite von Terence Hill unsterblich gemacht haben.

 

Über 35 Jahre haben die beiden in 18 Filmen gemeinsam ihre Gegner verkloppt , ohne sie dabei jemals ernsthaft zu verletzen. Mit Filmtiteln wie „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ oder „Das Krokodil und sein Nilpferd“ haben die beiden italienischen Schauspieler die Jugend mehrerer Generationen mit geprägt und sind somit längst zu Kultfiguren geworden.

Nach einem schweren Unfall zum Spencer-Fan geworden

Einer der weit angereisten Fans ist Marcus Zölch. Der Augsburger steht mitten in der Fangemeinde und strahlt über das ganze Gesicht, als er auf den Bildschirmen in der Bar eine Szene aus einem Spencer-Hill-Film sieht, bei der Bud seinen Gegenspieler „Silberlocke“ mit seinem berühmten Dampfhammer-Schlag in den Boden stampft. „Genau diese Szenen haben mich damals wieder zum Lachen gebracht“, erzählt der 39-jährige.

Als er vor einigen Jahren nach einem Skiunfall mit einer zertrümmerten Wirbelsäule und der Diagnose Querschnittslähmung lange Zeit im Krankenbett lag, hätten die Spencer-Hill-Filme ihn wieder seelisch aufgebaut, erzählt er. Spätestens seit dieser Zeit sei er ein glühender Bud-Spencer-Fan und sammle alles rund um dessen Filme. Sein größter Wunsch sei es immer gewesen, den Schauspieler einmal persönlich zu treffen.

Diese Geschichte nahm der Filmemacher Karl-Martin Pold als Grundlage für seinen Dokumentarfilm „Sie nannten ihn Spencer“. Selbst ein großer Fan, begleitete er Zölch und den blinden Jorgo Papasoglou, einen ebenso glühenden Bud-Spencer-Verehrer aus Berlin, auf ihrer langen Reise zu ihrem Idol mit der Kamera. Entstanden ist dabei eine liebevoll gestaltete Hommage, die die beiden ungleichen Freunde in mehreren Etappen ihrem Ziel Stück für Stück näher bringt, bis sie ihn, nach einigen Rückschlägen, endlich treffen. Dabei fahren „der Blinde und der Blonde“, wie es im Film heißt, mit ihrem VW-Bus quer durch Europa, um über ehemalige Weggefährten ihr Idol ausfindig zu machen.

Die Organisatoren haben Bud Spencer schon selbst getroffen

Die Brüder Jörg und Stephan Widlicky aus Schorndorf sind den Protagonisten der Dokumentation schon einige Schritte voraus. Sie haben ihr Idol schon einige Male persönlich getroffen. Als der Film über den im letzten Jahr verstorbenen Publikumsliebling im Juni diesen Jahres auf dem Filmfest in München Premiere feierte, waren sie natürlich auch dabei und waren sich einig, dass dieser Film unbedingt auch in Schorndorf gezeigt werden müsse.

Um daraus ein unvergessliches Happening zu machen, luden die beiden kurzerhand den Schauspieler Riccardo Pizzuti zu einem Meet-and-Greet ein und finanzierten die Aktion durch eine Crowdfunding-Kampagne. Pizzuti ist gelernter Stuntman und war in vielen Spencer-Hill-Filmen auf die Rolle des Bösewichts abonniert.

Riccardo Pizzuti alias Silberlocke kommt als Stargast

Die durch die Filme ebenfalls zum Kult gewordene Filmmusik von Oliver Onions wird lauter in der Bar. Die Fangemeinde schaut sich um. Für viele war die Aussicht auf ein Autogramm des Schauspielers, der Bud Spencers Faust wohl so oft gespürt hat wie kein anderer, der Hauptgrund, nach Schorndorf zu kommen. Riccardo Pizzuti, den die Fans als „Silberlocke“ kennen, betritt die Bar. Zur Titelmelodie von „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ groovt sich der Ehrengast durch die Menge.

Über eine Stunde lang posiert er mit den Fans vor dem Filmplakat der Dokumentation, bei der auch er eine bedeutende Rolle gespielt hat. Geduldig macht er Fotos und gibt Autogramme. Glücklich und stolz machen sich die Fans schließlich auf den Weg in den Kinosaal, wo gleich die Reise mit dem Bus zu „ihrem“ Bud Spencer beginnt. „Für mich hat sich die Fahrerei jetzt schon gelohnt“, ruft der Kölner Fan im Vorbeigehen.

Sie nannten ihn Spencer: Wer den Dokufilm auch noch sehen möchte, hat dazu am Sonntag, 17. September, um 18 Uhr im Kino Traumpalast in Schorndorf die Gelegenheit.