Bud Spencer war als der lustigste, zäheste, dickköpfigste, brummigste Raufbold berühmt, den das Kino der 1970er und 1980er im Programm hatte. Wir erinnern uns an unsere Lieblings-Bud-Spencer-Szenen.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Stuttgart - Carlo Pedersoli hat sich schon als Fließbandarbeiter, Bibliothekar, Leistungsschwimmer, Sänger und Chef einer Produktionsfirma versucht, als er Ende der 1960er beschließt Raufbold zu werden und sich als Bud Spencer neu zu erfinden. Er hat gerade Seite an Seite mit Mario Girotti den Italowestern „Gott vergibt – Django nie!“ gedreht, der sich in einer Ulkversion als Riesenhit entpuppt. Weitsichtige Filmproduzenten raten dem Action-Comedy-Duo, sich englische Namen zuzulegen. So wird aus Girotti Terence Hill und aus Pedersoli Bud Spencer. Und eine der größten Erfolgsstorys des Kinos der 1970er und 1980er Jahre beginnt.

 

Pedersoli kommt die Namensänderung sowieso  gelegen: Er will nicht, dass Klamaukfilme seinen guten Namen ruinieren. Denn bevor Bud Spencer Bud Spencer wird, ist er schon berühmt, in Italien ein Sportstar. Am 31. Oktober 1929 als Industriellensohn in Neapel geboren, beginnt er als Achtjähriger mit dem Schwimmen, nimmt 1952 in Helsinki und 1956 in Melbourne an den Olympischen Spielen teil. Seine Lieblingsdistanz sind die 100 Meter Freistil. In dieser Disziplin gewinnt er auch irgendwann in den 1950ern ein Wettschwimmen in Schwäbisch Gmünd. Deshalb hört die örtliche Schwimmanstalt dort auf den Namen Bud-Spencer-Bad. Kurz zuvor hat der Gmünder Gemeinderat sich dagegen entschlossen, einen Tunnel auf der B 29 Bud-Spencer-Tunnel zu nennen.

Zwar hat sich Bud Spencer auch noch als Sänger, Erfinder, Fabrikant oder Modedesigner versucht und wäre beinahe ins italienische Parlament eingezogen. Doch berühmt ist dieser Tausendsassa heute natürlich vor allem als der lustigste, zäheste, dickköpfigste, brummigste Raufbold, den das Kino der 1970er und 1980er im Programm hatte.

Und jeder, der in jenen Jahren groß geworden ist, hat bestimmt seine eigene Lieblings-Bud-Spencer-Szene. Die Redaktion kürt hier ihre fünf Favoriten.

Zwei vom Affen gebissen (1967)
Hals- und Beinbruch! Die Wendung beruht auf einem Volksglauben: Man beschwört das Gute, indem man das Böse wünscht. Manchmal funktioniert’s. Peter Martell hatte sich verletzt – Auftritt für Zweitbesetzung Terence Hill in „Zwei vom Affen gebissen“ (bekannt auch unter „Gott vergibt . . . Django nie“). Sein erster gemeinsamer Western mit Bud Spencer. Er hält sogar kopfüber hängend Ganoven in Schach. Vor allem aber: verschwörerische Blicke aus stahlblauen Augen. Die trafen von nun an häufig auf Spencers Braunaugen. Als Duo wurden berühmt. Zwei Männer, die allzu viele Kalauer erzählen, sich aber auch ohne Worte verstanden. Eine echte Männerfreundschaft eben.

Nicole Golombek

Das Krokodil und sein Nilpferd (1979)
Mit Bud Spencer kommt man rum in der Welt. Denn er kann viel mehr als dicke Bohnen im Saloon fressen und Westernschurken verprügeln. In Miami stopft er sich mit Langusten voll und schlägt sich mit Stadtrowdys („Zwei außer Rand und Band“). In Rio de Janeiro trinkt er Champagner und verhaut Entführer („Vier Fäuste gegen Rio“). „Das Krokodil und sein Nilpferd“ führt ihn schließlich nach Rhodesien (dem heutigen Simbabwe), wo er es mit Straußeneiern und Großwildjägern aufnimmt. Daran dürfte selbst Grzimek seine Freude gehabt haben. Auch jenseits der Kamera probiert Bud Spencer öfter mal was Neues. Den Titelsong, den er selbst geschrieben hat, singt er zusammen mit einem Kinderchor selbst und brüllt wie ein Löwe. Das ist nicht schön, aber eingängig.

Carolin Sadrozinski

Zwei wie Pech und Schwefel (1974)
„Wenn ihr euch nicht sofort konzentriert“, schreit der Maestro und zerbricht verzweifelt seinen Taktstock, „dann verlasse ich Italien auf der Stelle!“ Der Chor fügt sich, und weiter geht’s: Lalalalalala – wer dieses dumme Lied einmal gehört hat, dem geht es nicht mehr aus dem Sinn, und er wird so schnell auch nicht vergessen, wie Bud Spencer als Solist seine Lippen blubbern lässt. Das ist zwar extrem schlecht synchronisiert, aber doch auch sehr lustig – vor allem wenn zwischendurch immer wieder ein Killer mit dem schönen Namen Paganini seine Knarre aus dem Geigenkasten nimmt und auf den dicken Sänger im Bass richtet. Vergebens. Spencer, Hill und die Musik siegen immer.

Susanne Benda

Vier Fäuste für ein Halleluja (1971)
„Et voilà! Chasse à la Magdalene, avec petits oignons, marrons sautés, pommes de terre et petits pois, champignons sautés.“ Und: Schweigen! Als der Oberkellner im besten Restaurant der Stadt den Pferdedieben Bambi (Bud Spencer) und Trinity (Terence Hill) das unheimlich akzentuierte Mahl auftischt, verziehen die Prolls keine Miene. Toll. Eine der besten Kulinarikszenen von Spencer, der vor der Kamera gern den Vielfraß gab und auf appetitliche Weise Berge von Bohnen, Keulen und Eiern vertilgte. So auch in dem Western, in dem mal nicht nur die schweren Pranken fliegen, sondern auch die parfümierten Wörter.

Tomo Pavlovic 

Quo Vadis (1951)
Bud Spencer war nicht immer der Haudrauf-Dicke. Als er im Monumentalfilms „Quo Vadis?“ seine erste Statistenrolle übernahm, hatte er noch die Figur eines Modellathleten. Angeblich. Überprüfen lässt sich das kaum, da er nur für ein paar Sekunden am Bildrand als regungslos ins Nichts blickender Prätorianer zu sehen ist, der Kaiser Nero bewacht. Es sei damals beim Dreh nicht nur unerträglich heiß gewesen, er wäre auch ständig vom Regieassistenten angebaggert worden, beschwerte sich Bud Spencer später nicht ohne Stolz.

Gunther Reinhardt