In Stuttgart gibt es schon rund 60 Burger-Lokale, immer wieder eröffnen neue Restaurants. Warum ist Fast Food so beliebt?

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Buddys heißt auf Deutsch Kumpels. Und was essen Kumpels am liebsten zusammen? Burger natürlich. Und so heißt auch die neueste Ergänzung zur nicht abreißenden Kette an Burger-Restaurants in Stuttgart. Hinter Buddiez stecken Michael Melake und drei weitere Freunde, die zusammen im hessischen Heppenheim aufgewachsen sind. Die Filiale beim Karl-Olga-Hospital ist ihre dritte, in der Heimat sind sie bereits mit zwei Restaurants aktiv. Für die Landeshauptstadt ist es laut einer Zählung in Google etwa das 60. Lokal, in dem Buns und Pattys serviert werden, allein im vergangenen Jahr sind wieder ein halbes Dutzend dazu gekommen. „Wir sehen die anderen nicht als Konkurrenz“, sagt Michael Melake, „wir sehen uns als Alternative.“ Und der Hunger auf das US-amerikanische Fast Food ist weiterhin riesig.

 

Jeder isst gern Burger, auch die Buddys

Großstadtflair „mit coolen, hippen Läden“ in die Kleinstadt zu bringen, ist eigentlich die Geschäftsidee von Buddiez. Einen der vier Kumpels zog es nach Australien zum Reisen und Arbeiten, vier Jahre jobbte Daniel Melake, der Bruder von Michael, dort in einem Grillrestaurant. Als der Koch zurückkehrte, überzeugte er die Freunde von seinem Traum vom coolen, hippen Burgerladen in Südhessen. Und „weil Burger jeden ansprechen und wir sie selbst gern essen“, machten die drei kurzerhand mit. Im Jahr 2019 eröffnet sie die erste Filiale in Bensheim, zwei Jahre später kam eine in Laupertsheim dazu. Michael Melake holte das Konzept in den Stuttgarter Osten, wo er selbst wohnt und über die Nachbarschaft schwärmt. „Stuttgart ist eine Burgerliebhaberstadt“, sagt der 39-Jährige, „wir passen da gut rein.“

Oft sind die Gründer mehrere Kumpels

Die Gründungsgeschichte mit dem Freundeskreis ist in der Branche ebenfalls weit verbreitet, Five Guys oder Four Brothers sind zwei weitere Beispiele aus der Stadt. Auch beim im August eröffneten Dream Burger Point in Botnang, der mittlerweile eine zweite Filiale im Norden betreibt, stehen neben Malyar Said Amirjan noch seine zwei Buddys am Herd. Für den Burger als Produkt spricht, dass er einfach zu machen ist: „Man braucht keinen Koch“, sagt Cuma Keklek, der seit 2018 am Olgaeck „Oh my Burger“ betreibt. Jeder Mitarbeiter sei schnell eingelernt, die Zutaten leicht zu handhaben und zu lagern. Ursprünglich wollte er ein Café oder Restaurant eröffnen, stellte dann aber fest, dass er dafür zu viel Personal benötigen würde. „Es gibt zwar schon viele Burgerläden“, sagt er, „bei uns in der Nähe aber nicht.“ Und wenn es gut schmecke, kämen die Kunden immer wieder.

Burgerläden vermehren sich wie Dönerimbisse

Nurhak Özgül konnte die Burgerlokale noch mit der Hand abzählen, als sie Stuggi Town Burgers vor zehn Jahren im Westen eröffnete. „Jetzt haben sie sich vermehrt wie früher die Dönerimbisse“, sagt sie. Und sogar in den Dönerläden würde es mittlerweile oft Burger geben. Ein bisschen Sorgen macht sich die Gastronomin, ob es mit dem Trend nicht doch bald vorbei sein könnte wegen des großen Angebots. Andererseits will sie am Konzept von Stuggi Burgers nichts ändern. „Es läuft gut“, sagt Nurhak Özgül. Currywurst und Maultaschen-Salat hat sie sicherheitshalber auch im Angebot.

Burger haben für David Blanco vom Classic Rock Café den Status von Pizza und Pasta erreicht, die es auch an jeder Ecke geben würde. „Es ist wie mit Maultaschen und Spätzle, die werden in der Region auch nie aussterben“, sagt er. In seinem Restaurant werden die Burger seit 1995 serviert, und trotz der zunehmenden Konkurrenz sei die Nachfrage nicht weniger geworden. Den Versuch, hochwertigere amerikanische Küche anzubieten, gab er allerdings auf: Die Zubereitung war zu zeitintensiv, die Preise für die Gäste zu hoch. Das Classic Rock Café konzentriert sich lieber auf einfachere Varianten, vier, fünf Burger, „und die machen wir geil“, sagt David Blanco.

Für den Burger sprechen aber ein paar weitere Gründe: In Zeiten von Inflation macht ihn sein relativ niedriger Preis im Vergleich zu anderen Fleischgerichten attraktiv, und dass er sich auf jeden Fast Food-Trend adaptieren lässt, etwa mit veganen Pattys oder Trüffeln als Luxusvariante. Die Restaurantgründer können sich voraussichtlich darauf verlassen, dass die Burger-Welle noch lange nicht abgeebbt ist, denn bei Lieferando war der Cheeseburger sowohl vergangenes Jahr als auch 2021 die Nummer eins bei den bundesweiten Bestellungen. Um 15 Prozent ist laut dem Jahresreport des Unternehmens der Anteil des Fast Foods bei allen Bestellungen gewachsen.

Regionale Zutaten und von Hand gemachte Burger

„Jeder kennt Burger, aber nicht alle Arten, die wir haben“, sagt Michael Melake. Dazu zählt etwa die Variante Onion Head mit knusprigem Speck und Zwiebelringen und natürlich der Kochkäse-Burger mit der Zutat aus dem Odenwald. Außerdem gibt es bei Buddiez Baguettes, zum Beispiel mit argentinischem Steak, Salat und Paprikastreifen belegt oder Pommes mit Tomatensalsa und Guacamole oder Parmesan und Trüffel als Topping. Vom örtlichen Bäcker beziehen die vier Freunde ihre Brote, von einem Stuttgarter Schlachthof das Fleisch, alles sei hand made und frisch, verspricht der 39-Jährige. Und kein Gericht auf der Karte kostet mehr als 9,90 Euro. „Mein Bruder hat uns angesteckt“, sagt Michael Melake über sich und seine Buddys: „Wir haben jetzt alle diese Liebe zum Essen und zum Essenanrichten.“