Die katholische Bücherei öffnet wieder ihre Pforten: frisch saniert und erweitert.

Weil der Stadt - Erschöpft, aber zufrieden und auch ein bisschen stolz lässt sich Susanne Lechner auf einen der nagelneuen Sitzwürfel in der Kinderecke der öffentlichen Pfarrbücherei im Katholischen Pfarrhaus Weil der Stadt fallen. Lechner leitet die Bücherei auf dem Weiler Kapuzinerberg und hat mit ihrem Team in den Sommerferien eine ganze Menge geschafft. In den vergangenen sechs Wochen haben sie die Räume gründlich renoviert und dabei den Bereich für die jüngsten Leser komplett neu gestaltet und ausgestattet. Ab sofort ist die Bücherei wieder für Besucher geöffnet.

 

Jetzt sind die vormals angegrauten Wände strahlend weiß, alles ist neu geordnet und in der Kinderecke dominiert eine große, helle Holzlokomotive, die angehängten Bücherwagen sind gut gefüllt. „Das war wirklich ein hartes Stück Arbeit“, erzählt die Leiterin des Bücherhorts, die als Technikerin Vollzeit am Stuttgarter Institut für Mikroelektronik arbeitet und sich, wie das ganze achtköpfige Team, ehrenamtlich in ihrer Freizeit für die Bücherei engagiert. Hier muss lediglich noch am Licht gearbeitet werden, dann kann das neue Konzept aufgehen: die Bücherei als Erlebnisort.

„Die Weiler Pfarrbücherei gibt es schon seit ungefähr 45 Jahren“, weiß der Hausherr, Pfarrer Anton Gruber. Die gelernte Bibliothekarin Esther Hammer aus Weil der Stadt hat die Bücherei seit damals bis 1999 geleitet, Susanne Lechner hat das Amt von ihr übernommen.

Ein Umzug scheiterte an den Finanzen

„Damals haben wir zuallererst eine Bibliothekensoftware für die Literaturverwaltung eingeführt“, erzählt sie und fügt hinzu: „Als eine der erste Büchereien in der Region.“ Immer wieder wurde wegen der beengten Verhältnisse ein Umzug angedacht, doch alle Überlegungen scheiterten an den knappen Finanzen. 2016 musste trotzdem ein Batzen Geld aufgebracht werden, denn das betagte Computer-Programm musste ersetzt werden. Damit hat die kleine Bücherei den Anschluss ans digitale Zeitalter geschafft, jetzt können Leseratten beispielsweise online rund um die Uhr E-Books ausleihen. Finanziert wurde das Projekt hauptsächlich durch Zuschüsse der Diözese und der katholischen Kirchengemeinde.

Diese haben auch jetzt ihren Teil beigesteuert: Rund 34 000 Euro hat die Renovierung gekostet, vorgestreckt hat den Betrag die Kirchengemeinde. Die Stadt konzentriert sich in diesem Bereich monetär hauptsächlich auf die der Merklinger Würmtalschule angeschlossenen Bücherei, die Finanzspritze für die Bibliothek im Weiler Pfarrhaus – mit oder ohne Renovierung – gestaltet sich eher bescheiden. Auch die Bitte um Spenden bei den Händlern am Ort hat nicht das erhoffte Ergebnis gebracht. Trotzdem gab es einen Lichtstreifen am Horizont: „Die Kinderecke haben wir durch Crowd Funding zusammen mit der Volksbank finanzieren können“, freut sich Lechner, sie überlegt kurz und meint dann: „Eigentlich war das unsere Leserschaft, die hier geholfen hat.“ Auch die örtliche Sparkasse, der Rotarier-Club und einige Großunternehmen in der Region haben das Projekt unterstützt.

„Das ist das schönste Lob für mich“

Sie haben damit auch den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer honoriert, Helfern wie Marieta Zirbs. Sie arbeitet seit nahezu 20 Jahren in der Bibliothek: „Ich bin früher mit meinen Kindern hergekommen, um zu lesen und Bücher auszuleihen“ erzählt sie, und dass sie sich aus Freude am Lesen hier einbringt: „Wenn meine Buchempfehlung einem Leser gefällt und er wieder fragt, ob ich ihm etwas empfehlen kann, ist das das schönste Lob für mich“, sagt sie und strahlt dabei.

Neue Helfer sind willkommen, so wie Irina Kolker. Die treue Stammleserin hat mit dem Eintritt in den Ruhestand eine neue Aufgabe gesucht und das Naheliegende gefunden: das Ehrenamt in der Pfarrbibliothek. „Ich wollte ein wenig unter die Leute kommen und dabei etwas Sinnvolles tun“, meint sie. Die dunkelhaarige Dame passt gut ins Team, darauf achtet Susanne Lechner: „Ehrenamt muss Spaß machen“, findet sie, und dazu gehört auch, dass sich die Helfer gerne treffen, sich gut verstehen und Freude an der Bibliotheksarbeit haben. Der Erfolg gibt ihr recht: „Unsere Ausleihquote ist sehr gut“, weiß Susanne Lechner, schließlich schließen sich Ehrenamt und Professionalität ja    nicht aus. Denn bei aller Liebe zum Buch sehen sich die Mitarbeiter auch als Wegbegleiter vor allem der jungen Leser: „Unsere Hauptzielgruppe sind Kinder. Es ist auch unsere Aufgabe, sie ans Lesen heranzuführen, denn der Erwerb von Lesekompetenz ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein gelingendes Leben in unserer immer komplexer werdenden Welt“, sind Susanne Lechner und ihre Mitstreiter überzeugt.

Öffnungszeiten
Die katholische Bücherei (Kapuzinerberg 1) hat neue Öffnungszeiten: montags und donnerstags von 15.30 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr. In den Schulferien bleibt die Bücherei geschlossen.