Überraschende Wende in der Büchereidiskussion: zunächst soll die Verwaltung eine Konzeption erarbeiten. Der Um- oder Neubau rückt mal wieder in weite Ferne.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Seit Montag ist sicher: am 9. Oktober wird der Esslinger Gemeinderat noch keine Entscheidung über den zukünftigen Standort der Stadtbücherei treffen. Frühestens im zweiten Quartal des kommenden Jahres, so die Fraktionschefin der Freien Wähler, Annette Silberhorn-Hemminger, sehe sie die Chance, eine nachvollziehbare Lösung zu finden. Dafür müsse die Verwaltung allerdings noch erhebliche Vorarbeiten leisten.

 

In einem Brief an den Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger heißt es wörtlich: „Die Entscheidung für eine zukunftsorientierte Bücherei braucht ein möglichst verlässliches und weitestgehend umfassend überprüftes Fundament. Eine Festlegung auf den Standort zum jetzigen Zeitpunkt ohne jegliche Beratung zur zukünftigen Konzeption und zum sich daraus ableitenden Raumprogramm halten die Freien Wähler für falsch.“

Keine Festlegung zum jetzigen Zeitpunkt

Zunächst brauche man Informationen über die Konzeption und die Machbarkeit an den beiden Standorten Bebenhäuser Pfleghof und Küferstraße/Kupfergasse. Diese Grundlagen müssten in den kommenden Monaten erarbeitet werden. Dass sich der Gemeinderat, wie es die Verwaltung wünscht, auf die Fläche Küferstraße/Kupfergasse festlegt, ohne dass man zuvor über die Konzeption beraten habe, lehnen die Freien Wähler ab. Zudem liege keine Aussage der Verwaltung vor, wie der Bebenhäuser Pfleghof nach dem Auszug der Stadtbücherei genutzt werden könne.

Den Vorwurf, die Freien Wähler zögerten mit ihrem Antrag die Entscheidung bewusst weiter hinaus, lässt Annette Silberhorn-Hemminger nicht gelten – und kritisiert das Rathaus: Bereits im Februar habe ihre Fraktion einen nahezu gleichlautenden Antrag gestellt, der aber „in keinerlei Weise“ von der Verwaltung bearbeitet worden sei.

Pläne sollen konkreter werden

Deshalb fordern die Freien Wähler nun, die Standortentscheidung zu vertagen und die Zeit für die Konkretisierung der Planung zu nutzen. Die Konzeption müsse unabhängig von der Standortfrage betrachtet werden und Ziele und inhaltlichen Schwerpunkte der Weiterentwicklung und Neuausrichtung der Stadtbücherei auflisten. Hierbei soll die Verwaltung nicht nur die zwingend erforderlichen, sondern auch andere wünschenswerte Aspekte benennen.

Auf dieser Grundlage sollen Fachleute ein Raumprogramm mit Angaben zum Flächenbedarf für die verschiedenen Funktionsbereiche der neuen Bücherei erarbeiten. Dieses soll dann mit den Möglichkeiten der beiden Standorte abgeglichen werden. Nach einer Konkretisierung der Baukosten könne man dann voraussichtlich im zweiten Quartal 2018 eine Grundsatzentscheidung treffen.

Verwundert, aber nicht ablehnend haben die anderen Fraktionen im Esslinger Gemeinderat auf den Vorstoß der Freien Wähler reagiert. „Wir haben noch nie die Notwendigkeit gesehen, bei den Büchereiplanungen aufs Tempo zu drücken“, sagt Jörn Lingnau, der Fraktionschef der CDU. Seine Grünen-Kollegin Carmen Tittel findet den Wunsch der Freien Wähler „nachvollziehbar“. Allerdings bezweifelt sie, dass man mehr als ein halbes Jahr braucht, um die benötigten Daten zu sammeln. Die SPD hat für den 4. Oktober um 19 Uhr zu einer Anhörung zum Büchereineubau in den Salemer Pfleghof geladen. Dabei will die Partei alle Argumente sammeln und abwägen.