Strom weg, Telefon tot: Dem seit 2010 stillgelegten Traditionshotel Bühlerhöhe im Nordschwarzwald droht der Verfall. Der Besitzer, ein russischer Investor, hat offenbar kein Interesse mehr an dem Objekt.

Bühl - Buchstäblich zappenduster sieht es aus für das traditionsreiche Schlosshotel Bühlerhöhe: War bisher schon die Zukunft des seit knapp drei Jahren geschlossenen Luxushauses fraglich, ist nun auch dessen Bestand bedroht. Ausgerechnet durch einen Fehlalarm im Schlosshotel, der am dramatischen Hochwasser-Wochenende neun Feuerwehrleute vom Einsatz in Bühl abzog, wurde bekannt, dass der Bühlerhöhe der Strom abgedreht worden ist. Grund sind nach einem Bericht der „Badischen Neuesten Nachrichten“ (BNN) von Mittwoch unbezahlte Stromrechnungen.

 

Auch andere Rechnungen aus den vergangenen Monaten in Höhe von mehreren zehntausend Euro sollen nicht bezahlt worden sein. Besitzer des seit 2010 stillgelegten denkmalgeschützten Anwesens, das zudem mit dem Titel „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ als besonders schützenswert gilt, ist eine Eigentümergesellschaft um den ukrainischen Investor Igor Bakai. Wie die BNN unter Hinweis auf Insider berichten, hat der Investor inzwischen jedes Interesse an dem Objekt verloren.

Bakai löste im Mai nominell auch den bis dahin noch als Hoteldirektor tätigen Reto Schumacher als Geschäftsführer der eigens zur Verwaltung der Bühlerhöhe sowie des benachbarten, ebenfalls stillgelegten Hotels Plättig gegründeten Vermögensverwaltungs-GmbH ab. Ein Kontakt ist weder zu Bakai noch zu der Gesellschaft möglich: Die hinterlegte Telefonnummer ist identisch mit dem Anschluss des Schlosshotels, die Leitung ist tot.

„Wir haben den Eigentümer daraufhin angeschrieben und warten auf eine Reaktion“, sagt Corina Bergmaier vom Baurechtsamt der Stadt Bühl, die als untere Denkmalschutzbehörde zuständig ist und bei der von der prekären finanziellen Situation bis dato nichts bekanntgewesen war.

An eine Wiedereröffnung des Traditionshauses ist derzeit nicht zu denken

Behördlichen Handlungszwang gibt es indes nicht, so lange keine Schäden am Gebäude auftreten. Ohnehin stehen den Behörden nur juristische Schritte zur Verfügung. Dass Land und Kommunen in einem solchen Fall die Hände gebunden sind, zeigt das Beispiel des ebenfalls denkmalgeschützen Hotels Hundseck: Im November vergangenen Jahres wurde das einsturzgefährdete Gebäude von Baggern dem Erdboden gleichgemacht - der Besitzer, ebenfalls ein ausländischer Investor, hatte es verfallen lassen.

Auf die Frage, ob der Bühlerhöhe das gleiche Schicksal droht, weiß der Bühler Oberbürgermeister Hubert Schnurr (parteilos) derzeit keine Antwort. Direkten Kontakt mit den Eigentümern hat auch die Stadt Bühl nicht. Sie habe von dem Investor lediglich per E-Mail die Nachricht bekommen, dass „zur Rekonstruktion des Gebäudes Wasser und Strom abgestellt werde“ - was auch immer das bedeuten mag.

An eine Wiedereröffnung des Traditionshauses, in dem einst bereits Adenauer nächtigte und Boris Becker Hochzeit feierte, ist derzeit nicht zu denken. Einstweilen erwartet die Bühlerhöhe - allerdings unter ganz anderen Vorzeichen - das gleiche Schicksal wie das benachbarte Waldgebiet des neuen Nationalparks: Es bleibt sich selbst überlassen.