In der spektakulären Inszenierung, die in vier Wochen in Stuttgart Premiere feiert, wird das Palladium-Theater in Möhringen zur Boxarena – auch viele der Schläge sind echt. Die Bühnentechnik ist aufwendig und soll dazu beitragen, dass die Zuschauer wie bei einem echten Boxkampf mitfiebern.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart/Möhringen - Rocky steckt ein und Rocky teilt aus. Die Schläge im Bühnen-Boxring im Palladium-Theater sind echt. „Nur einige sind vorgetäuscht, wir schlagen tatsächlich zu“, sagt Rocky-Darsteller Nikolas Heiber. Zweimal in der Woche treten er und die gesamte Boxer-Darsteller-Riege in einem Studio zum Training an. Echt aussehen muss es und die Bewegungen müssen die eines echten Boxer sein. „Auch wenn man selbst diesen Sport nicht ausübt, würde man es sofort sehen, wenn die nicht stimmen“, weiß der technische Leiter Clemens Weissenburger. Dieses Mal nämlich sind die Zuschauer ganz nah dran, wenn im Finale aus dem Looser Rocky Balboa der Sieger wird. Die Neonlichter gehen an und das Theater verwandelt sich in eine Boxarena. Darsteller – Sportler, Fans, Kameraleute, Moderatoren – mischen sich unter das Publikum und jene 71 Zuschauer, die in den ersten Reihen Platz genommen hatten, werden von Ordnern auf die Bühne geholt.

 

Am 11. November geht Rocky in Stuttgart in die erste Runde

Sie nehmen hinter dem Ring neue Plätze im Golden Circle ein und sehen den Rivalen ins Auge. Währenddessen schwebt der fast drei Tonnen schwere Ring von der Decke und wird wie auf Schienen über die ersten sechs Zuschauerreihen geschoben. An allen Wänden ist der Kampf live über Video zu sehen und die bunten Lichter tun ihr übriges, um die Stimmung anzuheizen. „Obwohl jeder weiß, wie der Kampf ausgeht, fiebern die Leute mit“, das hat Weissenburger in Hamburg beobachtet. Dort stieg Rocky zweieinhalb Jahre in den Ring, bevor er jetzt am 11. November in Stuttgart startet.

Die Bühnenversion des Hollywood-Erfolgs von 1977 mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle verlangt Theaterleuten und Technikern einiges ab für die preisgekrönte Saalverwandlung, die sich Bühnenbildner Chris Barreca für die Hamburger Weltpremiere hatte einfallen lassen. „Wir haben drei Monate nachgedacht und geplant“, berichtet der technische Leiter. In dieser Woche beginnen die Bühnenproben und die technischen Abläufe müssen klappen. Nur dank eines enormen Aufwands im Hintergrund ist die spektakuläre Inszenierung möglich. Der Boxring ist dabei in mehreren Rollen während der ganzen Aufführung präsent: Mal als Dach über Rockys schäbigem Appartement oder über der Tierhandlung, wo er zwischen Goldfischen und Kanarienvögeln in der schüchternen Verkäuferin Adrian seine große Liebe findet.

Einige Requisiten wurden extra aus den USA eingeflogen

Auch vertikal findet das tonnenschwere Teil Verwendung als Projektionsfläche. Verbaut wurde für dieses Bühnenbild nur echter Stahl. Original sind auch die kleinen Details wie die Futterkartons in der Tierhandlung oder die Lichtschalter in Rockys vermülltem Appartement. Die wurden extra aus den USA eingeflogen, ebenso die Wandfließen. „Solche gibt es hier nicht“, berichtet Weissenburger.

Zweieinhalb Stunden lang wandelt der Rocky durch das triste Philadelphia der 1970er Jahre und dieser Szenenwechsel kommt ohne jeden Vorhang aus. „Für mich ist das die absolute Traumrolle“ schwärmt Nikolas Heiber. „Ich bin 90 Minuten auf der Bühne und kann das Stück gestalten.“ Keine andere Musicalrolle verlangt so viel von ihrem Darsteller ab. Übrigens Sylvester Stallone ist eingeladen – geantwortet hat er noch nicht. In Hamburg hatte er sich die Premiere angesehen.