Ein gesellschaftliches Bündnis reagiert auf die Montagsspaziergänge in Backnang und fordert die Einhaltung von Coronaregeln ein. Auch in Kernen formiert sich eine Gegenbewegung.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Ein breites gesellschaftliches Bündnis hat sich in Backnang für die Einhaltung der Coronaregeln ausgesprochen. Rund 70 Vertreter von Politik, Ärzteschaft, Religionsgemeinschaften, Sport- und Kulturvereinen haben den „Backnanger Appell für Solidarität, Demokratie und Rücksichtnahme“ initiiert und unterzeichnet. „Wir sind davon überzeugt, dass wir die Coronapandemie nur gemeinsam überwinden können. Deshalb unterstützen wir diesen Aufruf für mehr Miteinander und Solidarität“, lauten die einleitenden Worte.

 

Reaktion auf Montagsdemos

Die Geste dürfte insbesondere eine Reaktion auf das sein, was sich – wie in einigen anderen Kommunen auch – seit Mitte Dezember in Backnang etabliert hat: Montags treffen sich Kritiker der Coronamaßnahmen zu nicht angemeldeten Protestzügen durch die Innenstadt. Die Kommune hat versucht, dieser Bewegung mit einer sogenannten Allgemeinverfügung einen Riegel vorzuschieben, konnte aber nicht verhindern, dass sich weiterhin zum Teil mehr als tausend Personen an den Aufmärschen beteiligten. Die Polizei wies zwar vor Ort darauf hin, dass es sich bei den Montagsspaziergängen um illegale Versammlungen handele, scheute sich aber davor, diese gewaltsam zu unterbinden.

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Stattdessen versucht man in Backnang nun, einen breiten Konsens herzustellen. Appelliert wird, die Situation von Erkrankten, Ärzten, Pflegekräften und anderweitig von der Pandemie besonders Belasteten zu bedenken. Gerade in der aktuellen Situation und mit Blick auf die Omikron-Welle „muss es selbstverständlich sein, dass wir aufeinander achten, dass wir Abstand halten, Masken tragen und unsere Kontakte reduzieren“, heißt es in der Erklärung. Impfen sei zudem ein erstes Gebot, um eine Rückkehr in ein unbeschwertes öffentliches Leben zu ermöglichen. „Wir wollen mit diesem Appell ein Zeichen für mehr Solidarität und Miteinander in unserer Gesellschaft setzen“, betonen die Unterzeichner, denn: „Nur gemeinsam sind wir stark gegen Corona.“

Die Zahl der Unterzeichner wächst

Die Liste der 70 Erstunterzeichner, unter ihnen sind neben dem Oberbürgermeister Maximilian Friedrich unter anderem auch die beiden Bundestagsabgeordneten Inge Gräßle (CDU) und Ricarda Lang (Grüne), ist in kürzester Zeit bereits auf mehr als 1500 Personen angewachsen. Im Internet ist eigens eine Seite angelegt worden, in der man sich einschreiben kann.

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Auch in Kernen will man Haltung gegen Montagsspaziergänge zeigen. Auf Initiative des Sozialverbands VdK ist am Samstag um 11 Uhr auf dem Rathaushof in Rommelshausen ein Gedenken der Corona-Opfer geplant. „Es kann nicht sein, dass die große Mehrheit der Bevölkerung schweigt und nur eine kleine Minderheit lautstark auf sich aufmerksam macht“, so die Veranstalter. Gesellschaftliche Gruppen, Vereine, Verbände, Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Bürgerschaft wollen an die Todesopfer der Coronapandemie erinnern und ein Zeichen setzen, „dass wir in Kernen zusammenhalten“.

Die Backnanger Erklärung im Internet unter www.backnanger-appell.de