Das Esslinger Bündnis „Courage – Miteinander gegen Rassismus und Gewalt“ sagt Fremdenhass und Intoleranz den Kampf an.

Esslingen - „Courage – Miteinander gegen Rassismus und Gewalt“ nennt sich das Esslinger Bündnis, das im Kulturzentrum Dieselstraße gegründet worden ist. Der offiziellen Einladung gefolgt war so ziemlich alles, was in der Esslinger Politik, Kirche und Kultur Rang und Namen hat. Beim Publikum stießen die mitunter flammenden Reden, in denen die Initiatoren zu mehr Engagement gegen Rechtsextremismus aufriefen, auf viel Zustimmung. Zu den Begründern gehören Josef Minarsch-Engisch vom Interkulturellen Forum und Frank Böhringer vom Deutschen Gewerkschaftsbund.

 

Aus dem Dornröschenschlaf geholt

„Rechtsextremismus macht auch vor Esslingen nicht Halt“, sagte Josef Minarsch-Engisch in seiner Rede und verwies auf die Ermittlungen des Bundeskriminalamtes gegen die Gruppierung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Diese hatten ergeben, dass auch „Courage“ auf der schwarzen Liste der rechtsextremistischen Terrorzelle zu finden ist, die für die Morde an neun ausländischen Kleinunternehmern und einer Polizistin verantwortlich gemacht wird.

Das veranlasste Minarsch- Engisch und seine Mitstreiter, das Bündnis wieder aufleben zu lassen. Geschlossen worden war es eigentlich bereits vor zehn Jahren. Es hatte sich in den letzten Jahren jedoch in einem Dornröschenschlaf befunden. „Wir müssen Stellung beziehen und fordern alle dazu auf, konsequent gegen Rechtsextremismus einzustehen“, betonte er. Denn immer wieder komme es auch im Umkreis zu Vorkommnissen, die Einwanderern Angst machen würden. „Viele sind dünnhäutiger geworden und fragen sich, ob sie noch willkommen sind“, so Minarsch-Engisch.

„Wozu Wegschauen führt, haben wir ja gesehen“

Frank Böhringer zeigte sich hocherfreut über den vollen Saal. „Oftmals wird argumentiert, dass zu viel Aufmerksamkeit den Rechten nur helfen würde. Das ist jedoch der falsche Weg. Wozu Wegschauen führt, haben wir ja gesehen“, betonte er. Er machte auf eine Entwicklung in der jungen rechten Szene aufmerksam: „Nazis kann man heute auf den ersten Blick nicht mehr erkennen. Sie machen Rock, Punk und Hip-Hop“, sagte er. Diese CDs würden auf Schulhöfen verteilt. Aber auch im Internet seien die Rechten aktiv. Er mahnte, dass man dem rechten Gedankengut weder in Schulen und Vereinen noch auf der Straße Raum geben dürfe. Mit Veranstaltungen und Aktionen will „Courage“ künftig aufklären und auf Entwicklungen hinweisen.

Auch der Esslinger Oberbürgermeister und Schirmherr des Bündnisses, Jürgen Zieger, fand zum Thema Fremdenhass klare Worte: „Im Grundgesetz steht nicht, dass die Würde der Deutschen unantastbar ist, sondern die des Menschen“. Fremdenhass habe keinen Platz in der Gesellschaft.