Mit „Unser Fußball“ hat sich eine bundesweite Fan-Initiative gegründet, die bereits über Tausend Unterstützer hinter sich versammeln konnte. Sie fordert ein Umdenken im Profi-Fußball und konkrete Reformen wie ein nationales Financial Fairplay.

Sport: Philipp Maisel (pma)

Stuttgart - Es scheint eine Ewigkeit zurück zu liegen, doch erst zum Jahresbeginn war der lange schwelende Zwist zwischen Fans, Verband und Liga wieder einmal offen zutage getreten. Der Auslöser war ein Auswärtsblock-Verbot für Dortmunder Fans, die aufgrund ihrer andauernden Schmähungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp das kommende Spiel ihres Clubs im Kraichgau nicht mehr besuchen dürfen.

 

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Eine sogenannte Kollektivstrafe. Die Anhänger gingen auf die Barrikaden. Was folgte, war eine bundesweite Solidarisierungswelle, quer durch die drei Profiligen Deutschlands sah man Spruchbänder – manche kreativ, provokativ und kritisch, andere geschmacklos und weit unter der Gürtellinie. Schiedsrichter wurden angewiesen, bei weiteren Schmähungen gegenüber Hopp Spiele zu unterbrechen, gegebenenfalls auch abzubrechen. Einen Höhepunkt erreichte diese Phase, als sich beim Spiel TSG Hoffenheim gegen Bayern München Karl-Heinz Rummenigge und Dietmar Hopp Händchen haltend auf dem Spielfeld inszenierten.

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Dann kam die Corona-Pandemie. Der Spielbetrieb wurde gestoppt. Zahlreiche Vereine gerieten umgehend in Schwierigkeiten, DFL-Geschäftsführer Christian Seifert rief den wirtschaftlichen Notstand aus. Zwischenzeitlich war auch von Insolvenzen die Rede, die es dank der Auszahlung der letzten TV-Rate aber doch nicht gab. Lediglich in der 3. Liga gibt es mit dem 1. FC Kaiserslautern einen Insolvenzfall. Diese Krise intensivierte auch die Wertedebatte rund um das System Profifußball. Hier setzt die neue Initiative „Unser Fußball“ an.

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Fan-Initiative fordert umfassende Reformen

„Punktuelle Reformen und die Bekämpfung einzelner Symptome können diesmal aber nicht die Lösung sein. Die Zeit ist gekommen, den Profifußball grundlegend zu verändern“, heißt es in einer Erklärung der Initiative, die eine „gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder, die Einführung eines nationalen Financial Fairplays und die eindeutige Begrenzung von Investoreneinflüssen“ fordert. „Wir wollen einen Fußball, der wieder mehr zum fairen Wettbewerb wird. Wir wollen einen Fußball, der demokratisch und wirtschaftlich nachhaltig ist“, erklärt Manuel Gaber, der Sprecher der Initiative, gegenüber dem „Deutschlandfunk“. Es geht der Initiative um nichts weniger als einen grundlegenden Wandel im Profifußball.

Die DFL äußerte sich umgehend. Man halte „Gespräche über mögliche Veränderungen im deutschen Fußball für notwendig“, ließ die Liga wissen. Eine entsprechende „Taskforce Zukunft Profifußball“ hatte Seifert vor einiger Zeit angekündigt, sie soll im September ihre Arbeit aufnehmen. Nach Ansicht der Initiative zu spät. Die Organisatoren wollen bereits die anstehende Sommerpause nutzen, um Veränderungen anzustoßen. Statt sich immer weiter von seiner Basis zu entfernen, müssen ihrer Meinung nach „Fans als elementarer Bestandteil des Fußballs anerkannt werden.“

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Das Bündnis kann bereits viele Unterstützer zählen, darunter auch die bundesweiten Fanorganisationen wie „Unsere Kurve“, „ProFans“, „Bündnis Aktiver Fußballfans (B.A.F.F.)“, „Netzwerk Frauen im Fußball“ und „FC PlayFair!“, dem VfB-Präsident Claus Vogt bis zu seiner Wahl vorstand. Dazu kommen Hunderte Fanklubs und vereinsnahe Gruppen. Auch aus der Fanszene des VfB Stuttgart sind mehrere Dutzend Gruppen dabei. „Wir möchten deutlich machen, dass wir mit einer Stimme sprechen. Und dass wir viele sind“, sagt Gaber. Die Initiative möchte die komplette Unterschriftenliste nach Saisonende an DFB und DFL übergeben.