Auch Ehningen braucht eine Lösung für die Ganztagesbetreuung von Grundschulkindern. In der Fronäckerschule , wo schon lange kein Unterricht mehr stattfindet, wäre dies aus Sicht der Rathausspitze umsetzbar – doch dafür müssten die Vereine zusammenrücken.

Die Uhr tickt für alle Kommunen im Land: Zum Schuljahr 2026/27 muss der Rechtsanspruch für die Ganztagesbetreuung von Grundschulkindern stufenweise, beginnend mit Klasse eins, umgesetzt werden. Wie für viele Gemeinden ist die zusätzliche Pflichtaufgabe auch für Ehningen ein großer Kraftakt. Räumlich darstellbar wäre die vom Gemeinderat beschlossene Hortlösung für zehn Gruppen mit jeweils 25 Kindern prinzipiell in einem Hort-Neubau auf dem Schulhof, einem Anbau an das „Haus der Jugend“, in dem aktuell der Hort beheimatet ist, oder durch Umnutzung der Fronäckerschule.

 

Doch welche Lösung wird favorisiert?

Neubau wäre sehr teuer

In einem kompletten Neubau sieht Bürgermeister Lukas Rosengrün „eine riesengroße finanzielle Herausforderung mit vielen Fragezeichen“ angesichts der immer noch unklaren Förderung durch das Land. Auch bei einem Hortanbau wird es aus seiner Sicht teuer. Rosengrün schätzt die Kosten anhand von vergleichbaren Vorhaben anderer Kommunen auf rund 1,1 Millionen Euro pro Hortgruppe. Da im „Haus der Jugend“ bereits fünf Gruppen bestehen und der Anbau ebenso fünf Gruppen Platz bieten müsste, ginge es hier also um gut fünf Millionen Euro. Demgegenüber steht der Gedanke einer kombinierten Nutzung durch den Hort und durch Vereine in der Fronäckerschule. Dies wäre aus Sicht der Verwaltung laut Gemeinderats-Drucksache „eine wirtschaftlich und zeitlich interessante Lösung“.

Großes Interesse der Bürger

Nachdem sich der Gemeinderat bereits nichtöffentlich mit der Idee auseinandergesetzt hatte und die Verwaltung zudem die betroffenen Nutzer bereits zu einem Austausch eingeladen hatte, stand die Konzeption in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend erstmals öffentlich auf der Agenda. Dass das Thema bewegt, zeigte der große Publikumszuspruch: Die Plätze im Sitzungssaal des Rathauses reichten für die vielen Interessierten nicht aus. Der Rathauschef bat daher inständig darum, dass dies kein Thema sei, bei dem Verwaltung und Vereine gegeneinander ausgespielt werden. „Es ist uns allen ganz wichtig, wenn wir uns auf den Weg machen, mit den Vereinen Lösungen zu entwickeln, die die Vereinstätigkeit sicherstellen“, lautete seine Botschaft an die Vereinsvertreter. Ehningen habe nicht das Problem, dass es zu wenig Räume gebe, sagte er, es sei aber viel Organisationsarbeit nötig, um für alle das Passende zu finden.

Das Konzept sieht vor, dass Teilbereiche ausschließlich durch den Hort genutzt werden sollen, bei anderen Bereichen ist eine Nutzung für Vereine von 17.30 Uhr an vorgesehen. Von einem Umzug in andere Räume betroffen wären dabei unter anderem der Handharmonikaclub, der Ehninger Karnevalverein, die Vokshochschule , der Verein Danzamol, die IG-Country-Line, der Kunstkreis und die IG-Musik. Die Proberäume des Liederkranzes und des Musikvereins sollen sich hingegen nicht ändern.

Vermutete Kosten: bis zu 1,5 Millionen Euro

Um den Hort in dem Gebäude unterbringen zu können, wären Umbau- und Sanierungsmaßnahmen nötig. Dabei unterscheidet Bauamtsleiter Dan Häring Maßnahmen, die wie der Austausch der Heizung oder die Sanierung der sanitären Anlagen unabhängig von der Umnutzung anfallen – sogenannte „Sowieso-Kosten“ – und solche, die der Hort-Einzug auslösen würde. Die Brandschutzertüchtigung mit zweitem baulichen Rettungsweg und Treppenhaus-Einhausung, um das Verrauchen des Gebäudes zu verhindern, sowie Nachrüstungen bei Akustik und Elektroinstallationen gehören zu letztgenannten. „Wir sind auf einer sehr hohen Flughöhe“, beschrieb Dan Häring den frühen Stand der Planung, die eigentlich noch nicht einmal für eine Grobkostenschätzung ausreiche, sondern vielmehr eine „Kostenvermutung“ darstelle. Obwohl es ihm „superschwer“ fiel, nannte er eine Größenordnung zwischen 1 und 1,5 Millionen Euro.

Auch Alternativen werden berechnet

Wegen der unklaren Kosten entwickelte sich eine intensive Diskussion unter den Ratsmitgliedern. Am Ende hieß eine große Mehrheit – darunter auch Bürgermeister Rosengrün – den Antrag von Uta Stachon gut, der besagte, das Konzept für die Fronäckerschule zwar weiter zu konkretisieren, aber auch die Kosten für einen Hort-Anbau als Alternative berechnen zu lassen. Außerdem bekam die Verwaltung ausdrücklich mit auf den Weg, zeitnah Interimsmaßnahmen mit den Betroffenen zu besprechen.