Remshaldens ersten Kreisverkehr ziert ein Erdhügel mit Unkraut. Einige engagierte Bürger wollen das ändern. Sie gestalten derzeit einen grinsenden Maulwurf, der das Rund beziehen soll. Die Figur ist schon die zweite ihrer Art.

Remshalden - Es muss wieder ein Maulwurf her – das hat für Ursula Sterk festgestanden, kaum dass das erste Buddeltier verschwunden war. Diesen possierlichen Maulwurf aus Pappmaché hatte im Frühsommer vergangenen Jahres eine Bürgerin aus Remshalden gestaltet und kurzerhand mitten im allerersten Kreisverkehr der Gemeinde Remshalden, im Teilort Grunbach, platziert. Eine durchaus nahe liegende Idee, präsentiert sich der Kreisel doch seit seiner Fertiggstellung als schlichter Dreckbuckel, umrahmt von etwas Wildwuchs. Eine Enttäuschung für viele Bürger Remshaldens – schließlich begrüßen andere Kommunen im Landkreis Autofahrer mit geflügelten Markus-Löwen, kunstvoll gestalteten Flugobjekten aus Granitstein oder mit üppigen Bananenstauden.

 

Doch der Pappmaché-Maulwurf, der es sich mit der Hilfe von Wiebke Klein auf dem Erdhügel bequem gemacht hatte, hat Wind und Wetter nicht sehr lange standgehalten. Angesprochen auf dessen Verschwinden, hatte Remshaldens Bürgermeister Reinhard Molt sinngemäß verlauten lassen: sollte ihm jemand einen neuen Maulwurf bringen, so werde er diesem ein Plätzchen auf dem verwaisten Kreisverkehr verschaffen. Ursula Sterk hat das mitbekommen – und über das Internet ins weltweite Netz hinausgefragt: „Wer macht mit?“ Ein gutes Dutzend Freiwillige haben sich auf diesen Aufruf hin gemeldet.

Sogar ein Brotmesser kam zum Einsatz

Und so kommt es, dass an diesem Herbstabend wie an vielen anderen Abenden seit Anfang September mehrere Frauen und Männer in einer Halle im Gewerbegebiet von Grunbach eifrig am Werkeln sind. Peter Schuster hat gerade einen großen Eimer voll Fliesenkleber angerührt. Nun schleppt er den mit einer grauen, träge schwappenden Masse gefüllten Behälter in die Halle, wo schon einige Mitstreiter mit Spachteln warten.

In ihrer Mitte thront auf einer Palette ein etwa 1,50 großer, wohlgenährter Maulwurfsoberkörper. „Wir haben aus dem ganzen Remstal Styroporblöcke als Spende bekommen. Daraus haben wir einen Riesenblock gemacht und dann mit der Säge und sogar einem Brotmesser losgelegt und die Form ausgeschnitten“, erzählt Ursula Sterk. Ein schwieriges Unterfangen: zuerst zerbröselte der große Block, dann brach die Maulwurfschnauze ab und die Arbeit ging von vorne los. Der nächste Versuch lief besser, endete allerdings in einer kreativen Krise, erzählt Ursula Sterk: „Irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem wir alle maulwurfsblind waren. Wir waren mit der Kopfform nicht zufrieden, wussten aber nicht mehr weiter.“ Die Rettung kam dann in Gestalt eines Nachbarn, der eigentlich nur kurz vorbeischauen wollte: „Er hat uns angeleitet und selbst mit seiner Flex mitgeschliffen. Danach waren wir zufrieden.“

Flexkleber und Armierungsgewebe

Damit kein Styropor mehr abplatzt, wird die Figur mit mehreren Schichten Flexkleber und Armierungsgewebe stabilisiert – eine Heidenarbeit. Dann muss der Maulwurf noch mit einer Grundierung gegen Wind und Wetter versiegelt werden. Wiebke Klein, die Erschafferin des ersten Maulwurfs, verhilft dem possierlichen 150-Kilo-Tier dann noch zur charakteristischen Fellfarbe in Anthrazit und zu einer rosa Nase und gleichfarbigen Schaufelhänden. In letzteren soll der Maulwurf ein großes Weinglas halten, auf dem das Wappen der Gemeinde Remshalden abgebildet ist. Auch eine Antwort der Maulwurfseltern auf die Kritik einiger Gegner, das Tier habe keinen Bezug zur Gemeinde Remshalden. Als Krönung bekomme Mauli, der Maulwurf, außerdem eine kleine Remsi-Biene, also das Gartenschau-Maskottchen, auf die Nase gesetzt, berichtet Ursula Sterk und sagt, abgesehen von diesem bisschen Gegenwind bekomme die Maulwurfsgruppe viel Zuspruch. Im Supermarkt habe ein Mann ihr kürzlich 20 Euro in die Hand gedrückt – als Spende für das Projekt. „Da sprechen einen wildfremde Menschen auf der Straße an“, bestätigt Petra Babschanik: „moralische Unterstützung ist auch wichtig.“

Bis Ende November will die Maulwurfsgruppe fertig sein – dann wird sich zeigen, ob der Maulwurf wie versprochen den Kreisverkehr beim Gewerbegebiet Breitwiesen beziehen darf. „Die Figur soll etwas eingegraben und mit Erdspießen sicher verankert werden“, sagt Ursula Sterk. Sobald das vollbracht ist, kann Mauli, der Maulwurf, seiner Aufgabe nachgehen. Diese beschreibt Petra Babschanik so: „Das Ziel ist, dass er jedem, der vorbeifährt, ein Grinsen ins Gesicht zaubert.“