Nach harter Kritik will die Leonberger Stadtverwaltung mit einem neuem System Abhilfe schaffen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Wie unseren Lesern Winfried Leiser und Eckhard Rall geht es vielen Leonbergern: Sie stehen beim Bürgeramt im Alten Rathaus buchstäblich vor verschlossenen Türen. Auch die Telefonleitungen sind oft still. „Seit einer Woche bemühe ich mich, einen Termin zu bekommen. Bisher vergebens.“ Dabei braucht Eckhard Rall nur einen Stempel für eine Versicherungsbescheinigung. „Ich habe mir das Formblatt Terminanfrage ausgedruckt und beim Rathaus eingeworfen. Ich rufe jeden Tag bei der Rathaus-Zentrale an. Auch eine Direktwahl verlief bisher erfolglos. Es folgt jedes Mal die automatische Durchsage: Der Teilnehmer ist nicht erreichbar.“

 

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Nicht viel anders ist es Winfried Leiser ergangen: „Weder auf die Online-Terminanfrage noch auf Nachrichten auf dem Anrufbeantworter erhält man irgendeine Reaktion. Entweder es ist belegt oder es wird nicht abgenommen“, schildert er seine erfolglosen Versuche, einen neuen Personalausweis zu beantragen. „Da ist man als Bürger ziemlich aufgeschmissen und fühlt sich im Stich gelassen!“

Ärger kommt auch bei Gemeinderäten an

Verärgerte Menschen haben sich nicht nur bei ihrer Zeitung gemeldet. Auch die Fraktionsvorsitzenden Elke Staubach (CDU) und Ottmar Pfitzenmaier (SPD) mussten sich Klagen über den äußerst eingeschränkten Service im Bürgeramt anhören und forderten Aufklärung.

Es soll besser werden, verspricht die Stadt und verweist auf die schwierige Personallage. So gab es bei den sechs Stellen im Bürgeramt seit März viermal einen Wechsel: „In der Summe ist seit dieser Zeit mindestens eine Stelle durchgehend unbesetzt.“ Zwar fängt jetzt eine neue Mitarbeiterin an, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Das löse das Problem aber nicht sofort: „Jeder Wechsel bedeutet einen Wissens- und Erfahrungsverlust. Jede neue Mitarbeiterin muss von einer der verbliebenen eingearbeitet werden.“

Krankheitsausfälle im Rathaus

Erschwerend kommt hinzu, dass der Teamleiter des Ausländer- und Bürgeramtes seit längerer Zeit krankheitsbedingt die Führungsaufgaben nicht mehr wahrnehmen könne. Die Folgen: „Betriebsablaufstörungen und Verluste in der Dienstleistungsqualität, da den Beschäftigten eine fachkompetente Anleitung fehlt“, analysiert die Stadt den Ist-Zustand.

Der jetzige Teamleiter geht Ende Oktober wegen Schwerbehinderung in den Ruhestand, die Stelle soll „frühestmöglich“ neu besetzt werden, sodass der Amtsinhaber die neue Kraft noch einarbeiten kann.

Ein neues Terminvergabe-System

Mit einem neuen System der Terminvergabe will das Bürgeramt in Leonberg die Wartezeiten verkürzen. Die zweigleisige Praxis der Bedienung mit und ohne Termin habe sich nicht bewährt, da es immer lange Warteschlangen gegeben habe. Angesichts von bis zu 100 E-Mails am Tag sei auch die Online-Terminvergabe problembehaftet: Eine Mitarbeiterin ist ausschließlich damit beschäftigt, Termine im 15-Minuten-Takt zu koordinieren.

Künftig sollen die Bürger über die städtische Webseite ihre Anliegen, etwa das Abholen von Papieren oder Anträgen, vorab buchen. Entsprechend werde die Dauer angepasst. Ausweispapiere können zudem über am Ausweisterminal abgeholt werden. Das Team des Bürgeramtes wird gerade für das neue System geschult.