Die Verwaltung will wissen, wo die Gerlinger der Schuh drückt. An vielen Stellen, zeigt eine Aussprache. Auto- und Radfahren sind die engsten Schuhe. Ideen für die nahe und ferne Zukunft gibt es viele.

Gerlingen - Das Kind hat einen komplizierten Namen: Integriertes Stadtentwicklungskonzept (Isek). Dahinter steckt ein einfacher Gedanke: Die Stadtverwaltung möchte für die nächsten Jahre und Jahrzehnte nicht an den Wünschen ihrer Einwohner vorbei planen. Die Bürger werden über längere Zeit mit verschiedenen Methoden befragt. Es gab bereits eine Umfrage und verschiedene Ortsbesichtigungen. Diese Woche kamen im Rathaus 60 Menschen aus der Innenstadt, der Siedlung und dem Gehenbühl zusammen. Sie artikulierten in einer „Planungswerkstatt“ Bedürfnisse, prangerten Missstände an und machten Vorschläge.

 

Baum und Bank

In der Stadt soll man sich wohlfühlen, sagen die Stadtplaner. Dazu beitragen sollen neue Bäume und Bänke – etwa an der Jakobstraße, wenn die an der Ditzinger Straße gesperrt wird. Auch der Rathausplatz gehöre aufgewertet. Grüne Fassaden und Dächer seien wegen des Klimawandels gut.

Daten zum Verkehr

In Gerlingen ist jede Menge los auf den Straßen. Es gibt Durchgangs- und Autobahnstau-Ausweichverkehr, und Lastwagen sind verbotenerweise in der Stadt unterwegs – dies empfindet und sagt fast jeder. Ebenso häufig wird die Aussage vertreten, der Verkehr habe zugenommen. An welcher Stelle aber fahren wie viele Fahrzeuge? Diese Frage könne nicht mit Zahlen beantwortet werden, sagte Martin Prager, der zuständige Mann im Rathaus. „Es sind keine aktuellen Daten vorhanden“, gab der Amtsleiter der Verkehrsbehörde zu. Er ist innerhalb des Isek-Prozesses der „Handlungsbeauftragte Mobilität und Verkehr“.

Austos raus aus der Innenstadt

„Wir müssen das Radfahren sicher ermöglichen“, meinte Hans-Peter Niechziol, früher der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Die Elektromobilität müsse ausgebaut werden, und mehr Ladestationen seien nötig, der Verkehr insgesamt sollte reduziert werden. „Durch Verhaltensänderung Verhältnisse ändern“, ist Niechziols Credo.

Der neue Radweg

Das Radfahren war Thema in mehreren Arbeitsgruppen. So wurde auch der neue Radweg an der Ditzinger Straße angesprochen. Dieser führt auf der Fahrbahn direkt neben dem Fahrstreifen für Autos, wird von Autofahrern mit genutzt – und von den Behörden als „Radschutzstreifen“ bezeichnet. Wolfgang Hiss sagte es drastischer: „Das ist bescheuert.“ Es sei gefährlich, wegen der Nähe der Radler zu Autos und Lastwagen. Der Radweg zwischen Gehenbühl und der Innenstadt sei „stark verbesserungswürdig“.

Parken im Wohngebiet

Das Parken liegt den Gerlingern ebenso am Herzen wie der Verkehr insgesamt. Anwohnerparken wurde gefordert, um Pendler von den Wohngebieten fernzuhalten – das sei vor allem in der Nähe von Haltestellen der Stadtbahn U 6 nötig. Dort blockierten Pendlerautos den ganzen Tag die knappen Parkplätze. Die Idee von Quartiersgaragen nahmen die Moderatoren ebenso mit wie die, den Stadtbus häufiger fahren zu lassen.

Einbahn im gehenbühl

Auch auf den Straßen im Gehenbühl herrscht den Bewohnern zu viel Verkehr. Durch ein System von Einbahnstraßen könne man Abhilfe schaffen, so eine Idee. Auch mehr Carsharing-Angebote könnten die Zahl der Autos reduzieren.

Mamataxis nerven

Die Mamataxis zu den Schulen und den Kitas im Familienzentrum nerven nicht nur die Anwohner im Gehenbühl, im Malvenweg und an der Breitwiesenstraße. Jene fordern Kontrollen. Schilder würden nicht reichen, um Rücksichtslosigkeit einzudämmen. Zur Breitwiesenschule werde mit dem Neubau der Sporthalle eine neue Vorfahrt geplant, erläuterte Thomas Günther, der Chef des Stadtbauamts. Man wolle die Situation dort entschärfen.

Enkelstückle für Wohnungsbau

Wo ist Platz für neue Wohnhäuser? Diese Frage beschäftigt viele Gerlinger. Das Neubaugebiet Bruhweg II ist in der Planung. Die Stadt setzt zudem stark auf Nachverdichtung. Zu stark dürfe die aber nicht sein. Besitzer nichtbebauter Grundstücke müssten angehalten werden, diese freigehaltenen „Enkelstückle“ zu verkaufen, um das Bauland jetzt nutzen zu können. Höhere Grundsteuern dafür könnten ein erstes Mittel sein. Auch eine Meldestelle für Wohnungsleerstand wurde vorgeschlagen, damit die Stadtverwaltung auf die Eigentümer der Häuser zugehen kann.

Der Zeitplan

Der nächste Abend für einen Austausch der Bürger ist am 13. November um 19 Uhr im Rathaus. Das Stadtentwicklungskonzept läuft noch bis zum Sommer 2019.