Finale einer monatelangen Ideensuche: Die Bürgerbeteiligung für die Zukunft der Villa Berg ist zum Abschluss gekommen. Rund 150 Bürger waren zuletzt dabei. Dem Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat es imponiert.

Stuttgart - Als „Haus für Musik und mehr“ wünschen sich die Bürger die einstmals königliche Villa Berg. Dieses Grundthema hat die informelle Bürgerbeteiligung in den vergangenen Monaten durchzogen – und am Mittwochabend hat dem Grundsatz nach auch OB Fritz Kuhn (Grüne) eingestimmt.

 

Er sei froh, dass dieses Beteiligungsverfahren so gut geklappt habe, sagte er vor rund 150 Teilnehmern der Abschlussveranstaltung in der Cotta-Schule. Dabei zeigte er sich auch angetan von den erarbeiteten Leitlinien: „Eine gute Grundlage.“ Damit bewege sich das künftige Konzept in Richtung der Ursprünge der Villa. Denn Musik bei Festen dürfte dort eine Rolle gespielt haben, als der damalige Kronprinz und spätere König Karl hier im Sommer wohnte. Sicher war es so, als nach dem Zweiten Weltkrieg zuerst der Süddeutsche Rundfunk und dann der Südwestrundfunk einen Sendesaal unterhielt.

Klare Vorstellungen umrissen

Erleichtert sei er, dass die Bürger sich nicht ein Haus für alles Mögliche vorgenommen hätten, sondern klarere Vorstellungen umrissen, sagte Kuhn.

Das Erdgeschoss könnte ein Ort für Musik von Pop über Jazz bis Klassik und für Kammermusik werden. Regula Rapp von der Musikhochschule kündigte im Gespräch mit der Moderatorin Antje Grobe an, dass man hier Präsentationen, aber auch Mitmachmöglichkeiten für Bürger wie musikalische Improvisationsstunden einbringen könnte: „Wir wollen in die Gesellschaft hineinwirken.“ Wolfgang Laubichler vom Stuttgarter Kammerorchester empfand Vorfreude auf einen zusätzlichen Saal in Stuttgart für Musik, noch dazu einen Saal, der nicht immer klassisch bestuhlt sein müsse. „Vier bis sechs Konzerte pro Saison“ bot er an.

Gartengeschoss könnte der Jugend gewidmet werden

Das Gartengeschoss könnte der Jugendkultur gewidmet werden – mit angehenden Künstlern und Musikern, die sich in Rap und Hiphop erproben. Das Popbüro, sagte Peter James, stehe für eine Patenschaft bereit. Die beiden oberen Stockwerke sind im Entwurf der Bürger Arbeitsebenen, die beispielsweise Amateurmusikern jedweder Spielart ein Forum geben. Thomas Rudolph vom Handels- und Gewerbeverein Stuttgart-Ost witterte in der seit Jahren leer stehenden Villa auch die Chance auf „klasse Räume für Ehrungen, Versammlungen und Konferenzen“. Dazu gesellten sich noch viele andere Ideen – und der Ruf nach Gastronomie.

Unterm Strich: Offen für alle und vieles, geachtet von den Bürgern, eine Brücke bildend zwischen Vergangenheit und Zukunft und einladend zum Dialog soll die Villa sein. Dazu flexibel nutzbar, weil man nicht weiß, was in fünf oder sechs Jahren vonnöten ist.

OB Kuhn spricht von einer „guten Grundlage“

Aber wird es auch so kommen? Kuhn machte da Hoffnung. Er sprach von einer „guten Grundlage“, wenn der Gemeinderat im Frühjahr einen Grundsatzbeschluss fasse. Seine Intuition sage ihm, dass die Leitlinien „das Zeug haben, eine Mehrheit zu bekommen“. Andernfalls wäre man ja auch „begründungspflichtig“. Die richtige Trägerschaft zu bestimmen, verlange noch Tüftelei. Die bisher engagierten Bürger sollten Mitsprachemöglichkeiten haben. Dringend empfahl er seinen Zuhörern, für „gute und vielfältige Nutzung“ des Parks zu sorgen, aus dem Studios entfernt werden sollen. Solche Parks hätten eine wichtige Erholungsfunktion in Städten, in denen man dicht zusammen viele Wohnungen bauen wolle. Ihm schwebt auch vor, den Park durch Begrünung über der B 14 zum Neckar zu führen.