Die Vorstellungen zur Zukunft der heutigen Gleisflächen gehen noch immer deutlich auseinander. Gewünscht wird vielfach eine schonende Bebauung und ein buntes Stadtviertel.

Stuttgart - Das nachlassende Interesse bei der Bürgerbeteiligung Rosenstein hat sich auch in der Sitzung des Forums am Montagabend im Rathaus manifestiert. Gerade mal drei Dutzend Teilnehmer besuchten die öffentliche Sitzung, die nach mehr als drei Stunden und offensichtlichem Besucherschwund zu Ende ging – aber Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) hielt wacker die Stellung. Das Forum mit Vertretern der Stadtgesellschaft und der Kommunalpolitik ist neben den offenen Formaten und der öffentlichen Bürgerbeteiligung die dritte Veranstaltungsart, in der Ideen für das durch Stuttgart 21 frei werdende Gelände am Rosensteinpark diskutiert und gesammelt werden, die für den Gemeinderat bei seinem Beschluss empfehlenden Charakter haben.

 

Nach dem Auftakt mit mehreren hundert Interessierten sei die zweite öffentliche Veranstaltung schwächer besucht gewesen , gestand Moderator Stefan Kessen von der Mediator GmbH aus Berlin ein, die den Bürgerbeteiligungsprozess begleitet, „aber die, die da waren, haben intensiver gearbeitet“. Die dritte öffentliche Veranstaltung findet am 24. September in den Wagenhallen statt.

Wie soll die Stadt mit den Gleisflächen umgehen?

Inhaltlich rückt die Frage immer stärker in den Mittelpunkt, wie die Stadt mit den Gleisanlagen und den Bahnbetriebsbauten umgehen wird. Dazu gibt es unterschiedliche Vorstellung. So betonte Josef Klegraf vom Infoladen die stadtbildprägende Wirkung des Gleisbogens – vom 600 Meter langen Überwerfungsbauwerk bis zu den Hexenhäuschen unter dem Gäubahnviadukt. Das alles müsse erhalten und neu genutzt werden. Dagegen war sich Christoph Link vom Verkehrsclub Deutschland sicher, dass auch nach dem Bau des Tiefbahnhofs nicht auf alle Schienen zum Kopfbahnhof verzichtet werden könne. Um die Gäubahn an den Bahnhof anzuschließen und genügend Kapazitäten für die S-Bahn und Regionalzüge Richtung Feuerbach und Bad Cannstatt vorzuhalten, müssten weiterhin sechs Gleise genutzt werden.

Jochen Hammer von der IG Bürger, die sich intensiv mit städtebaulichen Fragen beschäftigt, sprach sich auch im Namen des Verschönerungsvereins hingegen dafür aus, nach dem Wegfall der Bahninfrastruktur einen „sanften Übergang“ vom Rosensteinpark zu den Wohnhäusern zu schaffen. Ein oberirdischer Zugverkehr sei dann wegen des Lärms und der Erschütterungen nicht mehr möglich. „Darüber braucht man gar nicht nachzudenken“, sagte er.

Vertreter des Kunstvereins Wagenhalle, des Sportkreises, der Architektenkammer und des Klima- und Umweltbündnisses forderten eine vielfältige und umweltschonende Bebauung. Kathrin Grix vom Gesamtelternbeirat fasste dies in einem, viel beklatschten Satz zusammen: „Wir wollen keine quadratisch-praktisch-graue Architektur, sondern ein buntes Viertel.“