Schwieberdingen - Monatelang wurde diskutiert, mobilisiert und bis in die Familien hinein debattiert. Jetzt gibt es in Schwieberdingen ein eindeutiges Ergebnis, das der Bürgermeister Nico Lauxmann (CDU) um 18.53 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses verkündete: Genau 2706 Bürger (57,1 Prozent der abgegeben Voten) haben mit Ja gestimmt, 2034 oder 42,1 Prozent mit Nein. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,2 Prozent. Das Quorum ist erfüllt, wonach mindestens ein Fünftel der Wahlberechtigten mit Ja stimmen muss. „Das ist eine großartige Chance für die Gemeinde, sich wirtschaftlich weiter zu entwickeln“, sagt Lauxmann, dem mehr als nur ein Stein vom Herzen gefallen ist.
Nico Lauxmann hat auf diesen Moment hingearbeitet
Seit der ersten Anfrage des Sportwagenherstellers im vergangenen Sommer für ein 15 Hektar großes Gelände mit 700 angedachten Arbeitsplätzen hat der Bürgermeister fast ein Jahr Überzeugungsarbeit geleistet. Erst diskret hinter den Kulissen – ein halbes Jahr lang wurden die Gemeinderäte zum Schweigen verdonnert. Darauf bestand die Firma Porsche, die in Schwieberdingen Teile des Elektromodells Taycan montieren möchte.
Anfang April machte der 41-Jährige die Anfrage öffentlich und empfahl umgehend einen Bürgerentscheid. Der Gemeinderat folgte ihm dabei. Der Wahlkampf war intensiv, beide Seiten engagierten sich.
Ernüchterung bei den Porsche-Gegnern
Die Porsche-Gegner bei den Grünen und in der Initiative Lebenswertes Strohgäu haben unermüdlich plakatiert und warnen vor Naturzerstörung und Verkehrschaos. „Wir akzeptieren das Ergebnis“, sagt die Grünen-Fraktionschefin Monika Birkhold. Und fügt an: „Man hat gesehen, dass es viele Ja-Stimmen bei denen gab, die Schwieberdingen als Schlafstadt sehen und sich nur engagieren, wenn es um einen Kitaplatz geht.“ Dennoch, das Votum respektieren die Grünen. Sie wollen jetzt die weitere Planung kritisch begleiten: „Wir werden weiterhin den Finger in die Wunde legen.“ Mit der Mobilisierung ist sie zufrieden. Eine gewisse Enttäuschung schwingt allerdings mit. Monika Leder von den Porsche-Gegnern sagt: „Ich bedauere, dass es so ausgegangen ist.“
Der Bürgermeister und der Gemeinderat hätten jetzt eine komplizierte Aufgabe. Die Initiative will darauf achten, dass das Versprechen eines nachhaltig geplanten Gewerbegebietes eingehalten wird.
Diesen Ball nimmt Nico Lauxmann gleich am Abend auf. „Der Gemeinderat wird jetzt in Ruhe überlegen, wie dieses Gebiet gestaltet werden kann“, sagt er. Nach der Sommerpause will der Rathauschef Kontakt mit den mehr als 100 Grundstückseigentümern aufnehmen, die allein auf den 15 Hektar des geplanten Porsche-Geländes Land besitzen. Das gesamte Gebiet wird 23 Hektar groß und soll auch den örtlichen Firmen Platz bieten.
Gebaut wird wohl erst im Jahr 2022
Bis allerdings der erste Spatenstich stattfindet, kann noch einige Zeit ins Land gehen. „Ich rechne mit drei Jahren“, sagt der Planungsdirektor des Regionalverbandes, Thomas Kiwitt. Er hat sich im Wahlkampf für den Bürgerentscheid stark engagiert und ist erleichtert über das Ergebnis: „Das ist eine klare Entscheidung für Arbeitsplätze.“ Kiwitt hatte die Sorge geäußert, der Sportwagenhersteller könne außerhalb der Region investieren. Auch am Sonntag sagt er: „Es gibt sonst kein baureifes Land in der Region.“
Die Schwieberdinger bleiben gelassen, Jubel oder Tränen sind an diesem Wahlabend nicht zu sehen. Lauxmann bleibt ebenso sachlich wie die Porsche-Gegner. Der FDP-Mann Georg Henke, dessen Sohn im Gemeinderat sitzt, drückt die Stimmung an diesem Wahlsonntag mit einer hohen Beteiligung wohl am besten aus: „Ich bin froh, dass es jetzt eine klare Entscheidungsgrundlage gibt.“ Mehr Emotionen braucht der Schwabe nicht.