Beim ersten Bürgerforum zur geplanten Wohnbebauung im Dittlau werden die rund 300 Besucher mit Informationen überhäuft. Etliche Anwesende halten das Vorgehen der Göppinger Verwaltung für verkehrt und wundern sich über die Eile.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Keine Flugblätter, keine Transparente und auch keine Beschimpfungen, aber skeptische Blicke und kritische Nachfragen: Das erste Bürgerforum zu den Plänen der Stadt Göppingen, im Dittlau oberhalb von Faurndau ein 25 Hektar großes Wohngebiet mit Platz für rund 2000 neue Bewohner auszuweisen, ist am Mittwochabend ausgesprochen sachlich über die Bühne gegangen. Dass das erst vor einigen Wochen bekannt gemachte Ansinnen die Bevölkerung des größten Stadtbezirks umtreibt, war dennoch unverkennbar. Rund 300 Menschen waren, was in der betriebsamen Vorweihnachtszeit sicher alles andere als selbstverständlich ist, in die TV-Halle gekommen.

 

Für den schier endlos langen Informationspart hatten sich Oberbürgermeister Guido Till und Baubürgermeister Helmut Renftle personelle Verstärkung geholt. Thomas Kiwitt, der Planungsdirektor der Region Stuttgart, Andreas Hollatz, Verkehrsexperte beim Regierungspräsidium Stuttgart, Holger Haas, Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung 2027 in Stuttgart (Iba), und Frank Friesecke, Prokurist der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg, unterstützten die Göppinger Verwaltungsspitze nach Kräften bei dem Versuch, die Anwesenden aufzuklären – und von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass in einem ersten Schritt vorbereitende Untersuchungen durchgeführt werden müssen.

Viele Zahlen, aber auch Versprechungen

In den Stuhlreihen gab es dabei ein ums andere Mal Kopfschütteln. Zunächst als der OB die halbe Ortgeschichte Faurndaus Revue passieren ließ. Im Anschluss konnte dann ganz offensichtlich ein Großteil der Zuhörer nur wenig mit den Einlassungen von Holger Haas anfangen, der das Iba-Projekt erläuterte und für nachhaltiges Bauen warb. Einer jungen Frau entlockte dies den Kommentar: „Was will der jetzt von uns?“ – Und in der Tat ging in der Flut der Redebeiträge einiges durcheinander.

Einig waren sich die Vortragenden aber dann doch in einigen Punkten: Demnach fehle es im Raum Göppingen schon jetzt in großem Maß an Wohnraum. In diesem Zusammenhang sei das Dittlau, nachdem die Wohnbauschwerpunktflächen im Stauferpark bis 2027 der Golfclub gepachtet habe, die einzige Alternative. Zudem seien die vorbereitenden Untersuchungen nur der allererste Schritt, um seriöse und belastbare Ergebnisse zu erhalten, ob das vorgeschlagene Projekt dort überhaupt umgesetzt werden könne. Viele Zahlen wurden dazu in den Raum gestellt – und schon vorab gab es etliche Zusagen und Versprechungen an die Faurndauer Bürgerschaft.

OB Guido Till: Niemand wird enteignet

So machte Till deutlich, dass sowohl die Zukunft des im Dittlau ansässigen Fußballvereins wie auch der dort wirtschaftenden Landwirte gesichert sei. „Niemand wird enteignet“, versicherte er. Till, Renftle und Hollatz beteuerten zudem, dass die Erschließung keinesfalls durch die ohnehin überlastete St. Galler Straße geführt werden könne und man nicht noch mehr Verkehr reinholen werde. „Zuerst kommt eine neue Anbindung, dann das Baugebiet“, sagte Hollatz auf Nachfrage einer Zuhörerin.

Überhaupt zeigte die anschließende Fragerunde, die angesichts des Informations-Überangebots zu kurz geriet, dass die Leute sehr wohl ein Gefühl dafür haben, worum es zunächst gehen sollte. So wunderte sich nicht nur Martin Bareis, der Obmann der Faurndauer Landwirte, „dass mit uns erst jetzt gesprochen wird“. Er wisse von einigen seiner Kollegen, dass sie nicht verkaufen wollten. „Das ist schon erstaunlich, bedenkt man, dass im Dittlau nur zwölf Prozent der Flächen der Stadt gehören.“ Ob der Göppinger Gemeinderat, keine 24 Stunden später, den 230 000 Euro teuren vorbereitenden Untersuchungen zugestimmt hat, stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest.