Beim Bürgerfrühstück geht es in erster Linie nicht um Stullen und Kaffee, sondern darum, wie sich Ehrenamtliche vernetzen.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Der bodenständige Charakter ist ganz bewusst so gewählt. „Wir hätten auch eine Charity-Veranstaltung, eine Spendengala machen können. Aber die heißen Themen in der Stadt ziehen sich nun mal durch als Schichten der Gesellschaft“, sagt Helga Breuninger, Vorsitzende der Bürgerstiftung Stuttgart. Darum veranstaltet die Stiftung im Zweijahrestakt ein Bürgerfrühstück, das am Samstag zum dritten Mal auf dem Kleinen Schlossplatz stattgefunden hat. 550 Bürger sind gekommen. Auf den ersten Blick mutete die Veranstaltung nicht sehr anders als irgendeine Vereinshocketse an. Bei näherem Hinsehen wurde aber klar, dass hier feste zwischen Ehrenamtlichen genetzwerkt wird.

 

Das hat auch den Lions Club Stuttgart angezogen. Der Service-Club mit großem sozialem Engagement hat sich erstmals in einer Partneraktion mit dem Bürgerfrühstück und suchte für nach Stammzellenspendern für Blutkrebspatienten in den Räumlichkeiten der BW-Bank, deren Mitarbeiter beim Frühstück auch – ehrenamtlich – für die Organisation, den Aufbau und den Service sorgten.

Fünf Euro pro Person kostet ein Platz beim Bürgerfrühstück, Backwaren, Getränke und Weißwürste gibt es vor Ort zu kaufen, der Rest wird von zuhause mitgebracht. Der Ertrag fließt in die selbst ins Leben gerufene Förderaktion Stuttgarter Kindertaler, die bestehende Kinderprojekte unterstützt und für die man heute mindestens 10 000 Euro einsammeln will.

Die Stiftung wurde 2001 von 175 Privatpersonen gegründet

„Es geht um Ernährung, Bildung oder Bewegung, in letzter Zeit aber auch immer stärker um Integration“, sagt Daniel Thiemig, Leiter der Kommunikation bei der Stiftung. Die Integration von Flüchtlingen sei aktuell das wichtigste Thema für den Bürgerverbund.

Und da wurde auch viel getan in der letzten Zeit: „Wir haben eine hauptamtliche Koordinierungsstelle für Flüchtlinge bei der Stadt erreicht, jetzt werden wir junge Flüchtlinge und Unternehmen auf einem Ausbildungscampus gezielt zusammenbringen“, sagt Thiemig und lobt das Engagement der 4000 freiwilligen Flüchtlingshelfer in Stuttgart. Gefeiert wurden die Erfolge um 12 Uhr mit einer Luftballonaktion, symbolisch dafür, dass man ehrenamtlich gemeinsam etwas bewegen kann.

Das sieht auch die Stiftungsvorsitzende Breuninger so. „Alle, die hier sind, sind in irgendeiner Weise mit Ehrenamt und uns verbunden“, sagt sie, „Silos wollen wir abbauen und stattdessen lösungsorientiert arbeiten.“ Runde Tische sind Kern der Philosophie der Bürgerstiftung.

Die Stiftung wurde 2001 von 175 Privatpersonen gegründet und versteht sich als unabhängig und überparteilich. Heute ist sie die größte Bürgerstiftung in Baden-Württemberg und am Kapital gemessen eine der zehn größten Bürgerstiftungen bundesweit. Dieses wird allerdings nur noch zur Hälfte von spendebereiten Bürgern getragen. „Die andere Hälfte sind heute Unternehmen – um professionell zu sein und wirklich etwas bewirken zu können, ist man darauf angewiesen“, sagt Breuninger.