Mechthild Schöllkopf-Horlacher zeigt mit „blutrot, schneeweiß, rabenschwarz“ Märchenhaftes im Bürgerhaus in Stuttgart-Möhringen.

Möhringen - Ihr eigenes Leben hat etwas Märchenhaftes: Mechthild Schöllkopf-Horlacher könnte die Prinzessin sein, die für einen Bohemien aus einem Schloss ausgerissen ist. Dass ihr privates Märchen zu einem Happy-End geführt hat, verdankt sie ihrer Beschäftigung mit der Kunst. Am Freitag, 3. Februar, 18 Uhr, lädt die Degerlocher Künstlerin zur Vernissage ins Bürgerhaus Möhringen ein, wo sie auf Einladung des Kunstkreises unter dem Titel „blutrot, schneeweiß, rabenschwarz“ ausstellt. Derzeit bezieht sie zudem ihr neues Atelier im Alten Rathaus in der Tuttlinger Straße in Sillenbuch.

 

Die Künstlerin ist als junge Frau aus einem streng katholischen Elternhaus mit elf Kindern und später aus der Ehe mit einem Künstler geflüchtet. Mehr als 30 Jahre lang hat sie für die Kunstabteilung des baden-württembergischen Wissenschafts- und Kunstministeriums und für das Staatstheater gearbeitet. Erst in einem Alter, in dem andere in Rente gehen, konnte sie ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart vollenden. Seitdem widmet sie sich ihren Kreide- und Pastellzeichnungen sowie Collagen.

Die Brutalität der Märchenwelt

Die Kreide, so sagt sie, sei ihre Leidenschaft geworden. Ihre Themen sind Märchen wie das von der Kleinen Seejungfrau. Als Kind, so erzählt die 76-Jährige, habe sie gelernt, dass man ein Opfer bringen müsse, wenn man etwas Schönes haben wolle. Die kleine Seejungfrau bezahlt für ihre menschliche Gestalt mit Schmerzen. Schöllkopf-Horlacher empfindet sich selbst als eine ähnlich „sehnsuchtsvolle, Unverstandene“. Ihr Material, die Kreide, ist passend dazu auch recht zerbrechlich.

Ihre Figuren sind oft von kräftigen und farbstarken Stricken fest gebunden. Die schönen, stimmungsvollen Bilder sparen die Brutalität der Märchenwelt, den menschenfressenden Wolf nicht aus. Die Künstlerin hat ihnen Texte wie den von Georg Büchner an die Seite gestellt, der die Geschichte von den Sterntalern in seinem Drama „Woyzeck“ pessimistisch enden lässt. Sein „Armes Kind“ sitzt alleine da und weint. Immer wieder deutet die Künstlerin eine Krone an, das Symbol für Macht. „Diese Dreiecke empfinde ich als eine grafische Bereicherung, aber sie haben auch etwas Angeberisches“, erklärt sie.

Schön und grausam zugleich

So wie ihre Bilder hat der Ausstellungstitel symbolische Bedeutung: blutrot kann ein schönes Band im Haar sein, aber auch auf eine Verletzung hindeuten. Schneeweiß ist die Unschuld und rabenschwarz die Versuchung, das Verbotene. Neben den Märchen verleiht Mechthild Schöllkopf-Horlacher ihrer Bewunderung für die Tänzerin Pina Bausch künstlerisch Ausdruck. Ihre, wie sie sie nennt, Schnipselbilder dagegen sind aus einem Zufall entstanden: Aus den Resten alter Schachteln und flachgedrückten mexikanischen Puppen aus Pappmaché hat sie bunte Collagen gestaltet, schön und grausam zugleich.

Die Ausstellung „blutrot, schneeweiß, rabenschwarz“ mit Arbeiten von Mechthild Schöllkopf-Horlacher im Bürgerhaus Möhringen, Filderbahnplatz 32, wird am Freitag, 3. Februar, um 18 Uhr eröffnet. Sie ist bis zum 27. März montags von 14.30 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung zu sehen. Informationen erteilen Gisela Abt unter Telefon 07 11/71 72 48, oder Mechthild Schöllkopf-Horlacher unter 07 11/76 47 77.