Die Stadt bildet Multiplikatoren aus, die mehrStuttgarter dazu bewegen sollen, sich am Bürgerhaushalt zu beteiligen. Eine von ihnen ist der gebürtige Sillenbucher Maximilian Heinzmann.

Sillenbuch - Nicht nur die Halbhöhenlage soll sich am Bürgerhaushalt beteiligen. So hat es Roswitha Blind, Fraktionschefin der Gemeinderats-SPD, vor Kurzem formuliert. Sie geht davon aus, dass 2011 hauptsächlich Stuttgarter aus betuchten Bezirken Vorschläge gemacht und für diese abgestimmt hätten. Einige Ergebnisse des ersten Bürgerhaushalts deuten darauf hin. So schaffte es etwa das Sillenbucher Bädle auf den ersten Platz. In dem wohlhabenden Filderbezirk haben sich mehr Leute an der Abstimmung beteiligt als im einwohnerstärksten Bad Cannstatt.

 

Dass sich beim Bürgerhaushalt 2014/2015 noch mehr Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und Stadtbezirken beteiligen, dafür will Maximilian Heinzmann werben. Der gebürtige Sillenbucher ist einer von 15 Multiplikatoren, die die Stadt Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule derzeit ausbildet. Vor allem Gruppen, die bislang wenig aktiv waren, sollen angesprochen werden. Und zwar von Bürger zu Bürger, ganz unkompliziert und in der eigenen Nachbarschaft.

„Der richtige Schritt, die Bürger ins Boot zu holen“

Jeder Teilnehmer der Schulung gibt an, für welche der 23 Stadtbezirke er sich verstärkt einsetzen will. Heinzmann hat gleich drei gewählt: Weilimdorf, „weil ich dort arbeite und gut vernetzt bin“, sagt der 27-Jährige. Sillenbuch, weil er dort aufgewachsen ist und bis vor zwei Jahren gelebt hat. Und Bad Cannstatt, weil er dort seit 2010 wohnt.

„Es ist absolut der richtige Schritt, die Bürger ins Boot zu holen“, sagt Maximilian Heinzmann über den Bürgerhaushalt. Der Bankangestellte sieht darin eine Chance, der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Und für sich selbst sieht er die Möglichkeit, sich stärker politisch zu engagieren. „Das wollte ich schon länger“, erzählt er. Als er von der Multiplikatoren-Ausbildung hörte, meldete er sich gleich an.

An zehn Terminen werden die 15 Teilnehmer zwischen 20 und 60 Jahren in fünf Modulen ausgebildet: Gemeinwesen, Bürgerhaushalt, Kommunikation, Gruppenleitung und Moderation. Bezahlen müssen sie dafür nichts. Nach der Ausbildung ist es ihre Aufgabe, Informationsveranstaltungen in den Stadtbezirken zu organisieren, die Fragen der Bürger zu beantworten und diese auch direkt anzusprechen.

Es gibt einige Anfragen für Infoabende

„Es gibt schon einige Anfragen“, erzählt Maximilian Heinzmann. Bezirksbeiräte, Jugendräte, aber auch Vereine hätten um einen Termin gebeten. Die Liste werden die Multiplikatoren von Januar an abarbeiten. Zuvor gibt es in jedem Stadtbezirk einen Infoabend von der Stadt.

Welche Vorschläge aus seinen drei gewählten Stadtbezirken im nächsten Bürgerhaushalt kommen werden und welche davon beim Gemeinderat Gehör finden könnten, darüber möchte Heinzmann nicht spekulieren. „Ich bin ja nicht dafür da, Vorschläge zu machen“, sagt er. „Mein Job ist es, möglichst viele Stuttgarter ins Boot zu holen“.

Gute Beispiele aus dem Vorjahr hat er aber parat: zum einen natürlich das Bädle in Sillenbuch. „Wenn ein Thema viele Bürger bewegt, fällt das dem Gemeinderat auf und er zieht es unter Umständen vor“, sagt Heinzmann. In Weilimdorf wurde der Neubau des Kinder- und Jugendhauses Giebel bewilligt. Auch hier hätten sich die Bürger dafür stark gemacht, dass mit dem völlig baufälligen Gebäude etwas geschieht.

Maximilian Heinzmann genießt die professionelle Ausbildung. „Meine Erwartungen wurden restlos übertroffen“, sagt er. Und er freue sich auf die Arbeit mit den Bürgern. Vornehmlich in den drei Stadtbezirken. Doch er werde natürlich einspringen, wo immer man ihn brauche. Denn er sei weder nur Sillenbucher noch nur Cannstatter: „Ich fühle mich als Stuttgarter.“