Die Bürger haben die Wahl. Wollen sie einen Manager, einen Verwaltungsmann oder eine Geschäftsführerin?

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Altbach Kurzweilig war sie, die Vorstellung der drei Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Altbach, die am 12. November stattfindet. Die gut 500 Zuschauer erlebten kürzlich in der Gemeindehalle einen selbstbewussten und angriffslustigen André Trippe (parteilos), einen zuweilen leidenschaftlichen Martin Funk (SPD) und eine eher ruhig auftretende Martina Fehrlen (CDU). Sie ist auch die älteste im Kandidatentrio: Die Geschäftsführerin des Instituts für Weiterbildung der Hochschule Esslingen ist 39 Jahre alt. Funk, der amtierende Bürgermeister von Ohmden und gelernte Verwaltungsfachmann, ist 34 Jahre alt und André Trippe, der Veranstaltungsmanager aus Denkendorf, ist 27 Jahre alt.

 

Die Kandidaten erfuhren an diesem Abend auch, wo den Altbachern der Schuh drückt. Die Ganztagesbetreuung sollte besser, der Verkehr zurückgefahren und der Lärm begrenzt werden. Vor allem aber vermissen die Altbacher einen Einkaufsmarkt in der Ortsmitte. Zwar gibt es zwei Discounter an der B 10, aber einen größeren Markt wie jener, der einst am Bahnhof war und dessen Kundschaft wohl auch die anderen Geschäfte belebte, der fehlt.

Es wurde viel applaudiert

Es wurde an diesem Abend viel applaudiert – und es wurde viel gelacht. Beispielsweise als Martina Fehrlen als größten persönlichen Fehler eingestand, sie könne nicht Handball spielen, und als André Trippe ganz am Ende der Veranstaltung einen Redebeitrag mit dem Satz einleitete: „Okay, jetzt will ich mal ehrlich sein.“

Die beiden Diskussionsleiter Harald Flößer und Greta Gramberg von der Kreisredaktion der „Eßlinger Zeitung“ hielten zwar mit humorvollen Fragen die Balance. Dennoch ging es vor allem um harte kommunalpolitische Themen. Beispielsweise um den hohen Schuldenstand in der Gemeindekasse. Die Schulden waren aufgelaufen, nachdem die EnBW vier Millionen Euro Gewerbesteuer zurückgefordert hatte. André Trippe, der ein ums andere Mal auf seine wirtschaftliche Kompetenz pochte, will wirtschaftlich starke Firmen nach Altbach holen, um mit deren Gewerbesteuereinnahmen die kommunale Kasse aufzubessern.

Martina Fehrlen will „aus einem Euro zwei machen“ und durch Zuschüsse vom Land und vom Bund Finanzmittel akquirieren. André Trippe erklärte, man müsse auch „diesen einen Euro erst mal haben“. Wer den Haushalt konsolidieren wolle, der müsse ganz klar die Einnahmen erhöhen und die Ausgaben senken. Martin Funk betonte, man dabei dürfe aber die Infrastruktur nicht kaputt sparen. Auch sei die Schuldenentwicklung trotzdem nicht sehr dramatisch. Diese Aussage verwickelte ihn gleich in ein Wortgefecht mit André Trippe, der das ganz anders sah.

Wie sich das Verhältnis zum Gemeinderat gestalten werde, wurden die drei Kandidaten gefragt. André Trippe meinte dazu, er bereite dann derart überzeugende Beschlussvorlagen vor, dass der Gemeinderat gar nicht anders könne, als zuzustimmen. Funk argumentierte, dass die Beschlüsse so aufbereitet sein müssten, dass der Gemeinderat fachgerecht entscheiden könne, und Martina Fehrlen sieht sich als Moderatorin einer Sitzungsführung mit einer sachgerechten Diskussion.

Ideenwettbewerb für das Altbacher Rathaus

Die Altbacher beschäftigt zur Zeit die Zukunft ihrer Rathäuser. Altbach hat ja ein historisches Rathaus sowie das alte Rathaus und mittlerweile auch ein neues, das in der Ortsmitte steht. Was mit dem alten Rathaus passiert, weiß noch niemand. Hier waren sich die Kandidaten einig, mit einem Ideenwettbewerb die Altbacher Bürger zu beteiligen. Einig waren sie sich auch, die Ganztagesbetreuung zu verbessern und ein vernünftiges Jugendhaus zu bauen. Hier machte Martina Fehrlen den Vorschlag, das Gebäude des Altbacher Sportclubs in die Überlegungen miteinzubeziehen.

An diesem Abend waren nicht nur die Kandidaten anwesend, sondern auch zwei Bürgermeister. Der Altbürgermeister Walter Stetter und der amtierende Schultes Wolfgang Benignus, der aus Altersgründen sein Amt abgibt. Dass er nicht am Ort wohnt, war in Altbach immer ein Thema. Deswegen wurden auch die Kandidaten auf ihren Wohnort angesprochen. Martin Funk versprach, mit seiner Lebensgefährtin nach Altbach zu ziehen, Trippe hat sich bereits ein leer stehendes Haus in Altbach ausgesucht. Fehrlen will in Esslingen-Sulzgries wohnen bleiben, vor allem, weil sich die Schwiegereltern dort um ihre kleine Tochter kümmern können.

Bei der Frage nach dem alten Rathaus gab es dann auch eine Kostprobe des Altbacher Humors. Ein Bürger machte folgenden Vorschlag. Wenn man nun schon drei Rathäuser in der Gemeinde habe, dann könne doch jeder der Kandidaten eins bekommen – und der Gemeinderat könne ohne einen Bürgermeister arbeiten. Aber entscheiden müssen sich die Altbacher doch. Am Sonntag, 12. November, stehen die Wahllokale offen.