Die Stadt L.-E. steht vor einem Wechsel an der Spitze der Technischen Verwaltung. Die Bürgermeisterstelle wird neu ausgeschrieben. Zeit für eine Bilanz.

Leinfelden-Echterdingen In der nächsten Woche räumt der Erste Bürgermeister Frank Otte seinen Schreibtisch im Echterdinger Rathaus. Von 17. Juni an arbeitet er als Stadtbaurat in Osnabrück in einer ähnlichen Funktion wie seit nahezu sieben Jahren in Leinfelden-Echterdingen. Über die Beweggründe für seinen Wechsel, Erfolge und Misserfolge seiner Arbeit spricht der scheidende OB-Stellvertreter in diesem Interview.
Herr Otte, was macht die Wohnungssuche?
Die Wohnungssuche war sehr einfach, weil ich eine Wohnung in Osnabrück habe, wo auch mein Sohn lebt. Sie wird allerdings noch vergrößert werden müssen.

Wenn Sie Mitte des Monats gehen, ist dann das Band abgeschnitten oder werden Sie für eine Weile quasi zum umgekehrten Pendler?
Ich werde in der Tat für eine Weile, wahrscheinlich bis Jahresende, noch nach Leinfelden-Echterdingen pendeln. Mein Hauptwohnsitz bleibt hier, bis die Wohnung in Osnabrück umgebaut ist und ich dann mit meiner Partnerin zusammen einziehen kann. Aber auch danach werde ich immer wieder in L.-E. sein, denn die Eltern meiner Partnerin leben hier.

Dass Sie ein gespanntes Verhältnis zu Oberbürgermeister Roland Klenk haben, ist hinlänglich bekannt. Was aber hat für Sie konkret den Ausschlag gegeben, woanders einen Neuanfang zu suchen?
Es sind mehrere Punkte, die meine Entscheidung beeinflusst haben. Vorweg: Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt, viele interessante Menschen kennengelernt und gute Freunde gefunden. Aber über die Jahre ist in mir die Erkenntnis gewachsen, hier meinen Lebensabend nicht verbringen zu wollen. Deshalb gab es hin und wieder den Gedanken, nach Norddeutschland zurückzukehren. Verstärkt wurde das natürlich durch die Meinungsverschiedenheiten, die Herr Klenk und ich hatten. Diese liegen teilweise im Grundverständnis begründet, das sich aus den unterschiedlichen Professionen ergibt.

War es nicht auch so, dass Sie in L.-E. keine politische Zukunft mehr gesehen haben nach einem Zerwürfnis mit den Freien Wählern, die Sie ja vor sieben Jahren maßgeblich mit ins Amt befördert hatten?
Ich würde das nicht Zerwürfnis nennen. Es ist mir gerade in letzter Zeit immer wieder – auch von Freien Wählern – bestätigt worden, dass sie meine Qualifikation für diesen Job nicht in Frage stellen. Es gibt aber einen Punkt, wo wir unterschiedliche Auffassungen haben. Das betrifft den Vorwurf, dass ich manchmal zu wenig auf die Bürger zugehe, was insbesondere beim Klientel der Freien Wähler nicht gut ankommt. Die klaren Vorstellungen, mit denen die Menschen aufs Bauamt kommen, passen aber leider oft nicht mit dem zusammen, was wir als Stadt wollen. Das stößt auf Unverständnis. Wenn mir aber zudem in einer Sitzung einerseits vorgeworfen wird, ich würde bei der Erteilung von Baugenehmigungen die Grenzen zu eng ziehen und wenig später der Vorwurf kommt, ich würde sie zu weit auslegen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass manche Personen die Dinge heute noch so regeln möchten, wie man das früher im dörflichen Rahmen gehandhabt hat. Wir sind aber kein Dorf mehr, sondern eine der bedeutendsten Großen Kreisstädte im Süden von Stuttgart. Wir können also keine Baugenehmigungen verteilen, sondern wir müssen das nach klaren gesetzlichen und städtebaulichen Richtlinien tun.