Zwei Bewerbungen für andere Bürgermeisterposten hat Carl-Gustav Kalbfell hinter sich. Jetzt hat er Halbzeit als Sozialbürgermeister in L.-E. Wegbewerben, sagt er, wolle er sich nun nicht mehr. Warum?

Leinfelden-Echterdingen - Zunächst sah es so aus, als wäre der Posten des Sozialbürgermeisters für Carl-Gustav Kalbfell nur ein Zwischenstopp. Im Juni 2018 wollte er in Pforzheim Sozialdezernent werden, dann im Februar 2019 den Chefsessel im Rathaus seiner Heimatstadt Reutlingen erklimmen. Mittlerweile hat er sich entschieden, zu bleiben.

 

Wie viele Tage sind Sie denn jetzt Bürgermeister von L.-E.?

Die Tage habe ich nicht gezählt. Es sind jetzt vier Jahre und ein Monat. Es ist also ziemlich genau Halbzeit.

Gab es Tage, an denen Sie den Schritt, sich in L.-E. beworben zu haben, bereut haben?

Bereut ist zu viel gesagt, aber es gab Herausforderungen, mit denen ich nicht gerechnet habe.

Wann haben Sie gedacht, dass Sie sich das so nicht vorgestellt haben?

Da fällt mir konkret der Ringer-Streit ein, der uns sehr beschäftigt. Der hat eine Dimension angenommen, die ich bisher nicht kannte. Dann gab es Kritik, als ich mich zweimal beworben habe. Diese starke Resonanz hat mich sehr getroffen.

Viele konnten nicht verstehen, warum Sie nach kurzer Zeit im Amt schon wieder gehen wollten. Haben Sie sich denn mittlerweile entschieden, zu bleiben?

Ganz klar: ja. Ich bleibe jetzt an Bord und leiste gute Arbeit. Denn ich habe auch hier ein sehr gutes Aufgabengebiet, tolle Mitarbeiter und tolle Partnerschaften. Mit Oberbürgermeister Roland Klenk und Bürgermeisterin Eva Noller arbeite ich gerne und vertrauensvoll zusammen.

Wo wollen Sie in den kommenden vier Jahren Ihre Schwerpunkte setzen?

Mir ist wichtig, dass wir den hohen Stand bei der schulischen Infrastruktur und der Kinderbetreuung halten. Den Ausbau der Schulkindbetreuung sehe ich als eine große Aufgabe an, an der wir bereits arbeiten. Hier hat das Bundeskabinett den Rechtsanspruch beschlossen. Wir haben in den beiden Echterdinger Grundschulen, die nun erweitert werden, bereits entsprechende Flächen dafür eingeplant.  Es wird eine Neuauflage des städtischen Kunstpreises geben, die Seniorenarbeit wird weiterentwickelt. 

Wenn Sie auf die erste Halbzeit zurückblicken: Was würden Sie jetzt anders machen?

Die Bewerbungen würde ich nicht mehr machen. Ich würde Projekte und Vorhaben noch enger mit dem Gemeinderat abstimmen. Ansonsten verfolge ich schon eine gewisse Handschrift. Großer Schwerpunkt war ja zu Beginn das Krisenmanagement in Sachen Flüchtlingssituation. Mittlerweile bringen wir jährlich – völlig geräuschlos – zig Menschen unter. Wir haben sensationelle Werte bei dem Projekt „L.E. mietet“ und dem Projekt Integration durch Arbeit. Wir haben dort 40 Prozent Vermittlungsquote. Die Gedankenspiele zur Fusion der Volkshochschule mit jener in Böblingen-Sindelfingen haben dazu geführt, dass die VHS selbst ein sehr gutes Konzept entwickelt hat.