Albrecht Dautel ist Bürgermeister in Walheim im Kreis Ludwigsburg. Er möchte aber jetzt in Bönnigheim Schultes werden – im Interview erklärt er, warum er diesen Schritt wagt.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Walheim/Bönnigheim - Die Bönnigheimer schreiten am Sonntag, 15. April, zur Wahl. Sollte ein zweiter Wahlgang notwendig sein, ist dieser auf Sonntag, 29. April, terminiert. Weitere Bewerbungen waren in Bönnigheim bis Freitagmittag noch nicht eingegangen.

 
Herr Dautel, warum zieht es Sie aus Walheim weg?
Mich zieht es nicht weg. Es ist nicht so, dass ich es nicht auch die nächsten zehn Jahre noch gut in Walheim aushalten könnte, mir ist es bestimmt nicht langweilig. Die Kandidatur ist keine Entscheidung gegen Walheim. Ich sehe einfach eine Chance für meine persönliche Weiterentwicklung. Ich bin jetzt 42 Jahre alt und seit zwölf Jahren in Walheim, das ist ein guter Zeitpunkt für eine Veränderung. Bönnigheim ist eine attraktive Stadt, und ich traue mir die Aufgabe zu. Es hat mehr als doppelt so viele Einwohner wie Walheim, eine ganz andere Infrastruktur in Sachen Schulzentrum, Innenstadt, Handel und Gewerbe. Es ist auch touristisch viel geboten, man denke nur an die Museen. Wenn sich in einem anderen Beruf jemand auf eine Stelle bewirbt, juckt das keinen Menschen. Wenn sich ein Bürgermeister wegbewirbt, wird gleich ein Thema gewittert.
Aber dass sich ein Bürgermeister in eine Nachbarkommune bewirbt, ist dann doch keine Alltäglichkeit.
Für mich war es kein Kriterium, ob die Stadt jetzt drei oder 30 Kilometer weit weg liegt. Es trifft sich in diesem Fall eben geschickt. Bevor ich Bürgermeister in Walheim geworden bin, habe ich in der Bönnigheimer Verwaltung gearbeitet. Ich war für das Ordnungsamt, das Standesamt und das Bauplanungsrecht zuständig, kenne Bönnigheim also noch ganz gut. Allerdings: Die Stadt hat sich weiterentwickelt, und ich habe mittlerweile einen gewissen Abstand.
Der Bönnigheimer Noch-Verwaltungschef Kornelius Bamberger, der nicht mehr kandidiert, prangert den zunehmend rüden Umgangston mancher Bürger im Umgang mit Bürgermeistern und Verwaltungen an. Wie erleben Sie das?
Dass bei manchen Leuten der Ton rauer und die Einstellung eigennütziger wird, ist sicherlich so. Eine breite Kuttel und eine gewisse Leidensfähigkeit muss man als Bürgermeister schon mitbringen – und klar kommunizieren, was geht und was nicht.
Falls Sie in Bönnigheim gewählt werden: Woran werden Sie im Zusammenhang mit Walheim gerne zurückdenken?
Ich freue mich immer, wenn wir nachhaltige Dinge aufs Gleis bringen können. Ein großer Gewinn für Walheim ist es, dass wir im Rahmen des Landschaftsparks Region Stuttgart das Neckarufer aufgewertet und einen Aufenthaltsbereich mit Jugendhaus, Bouleplatz und Grillstelle geschaffen haben. Im baulichen Bereich wurde die Gemeindehalle saniert und das Feuerwehrhaus umgesiedelt, was einen erheblichen finanziellen Aufwand mit sich gebracht hat. Gerade bauen wir ein Gasnetz für Walheim auf. Es ist viel Positives passiert in den vergangenen Jahren.
Und weniger Positives?
Dass wir jahrelang versucht haben, einen Discounter am Ort zu installieren, und es letztendlich doch nicht geklappt hat. Aber man muss eben auch erkennen, wenn etwas nicht weitergeht, und dann einen Schlussstrich ziehen und auf den Tag warten, an dem sich eine neue Chance auftut.