Nach 16 Jahren kennt Roman Weiß die Bürger seiner Gemeinde. Am Sonntag, 4. Februar, stellt er sich erneut zur Wahl.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Erkenbrechtsweiler - Hier oben auf der Alb sind die Menschen es seit jeher gewohnt, sich mit wenigem zu begnügen – und sich darüber zu freuen. Eigentlich hätte das 1836 erbaute Rathaus, von dem aus seit 16 Jahren der Bürgermeister Roman Weiß die Geschicke der 2100-Einwohner-Gemeinde Erkenbrechtsweiler leitet, längst eine Rundumerneuerung verdient. Doch weil das Geld nicht reicht, hat sich die Gemeinde wenigstens für die energetische Sanierung der Fassade entschieden.

 

So wird Roman Weiß, der am Sonntag, 4. Februar, zum dritten Mal gewählt wird – die einzige Gegenkandidatin ist die chancenlose Dauerkandidatin Friedhild Miller – weiter acht Jahre den Charme des vergangenen Jahrhunderts in seinem überschaubaren Amtszimmer genießen können. Er selbst hat damit keine Probleme. Der Liebe wegen ist der studierte Forstwirt einst von Ostfildern nach Erkenbrechtsweiler gekommen. Längst hat er sich aber auch in den Ort selbst verliebt.

„Wir bekommen hier nichts geschenkt“

„Man spürt, dass die Menschen hier auf der Alb immer eher arm waren“, sagt der heute 44-jährige Vater zweier Töchter. Auch hätten die Natur und das raue Klima Spuren bei den Menschen hinterlassen. „Wir bekommen hier nichts geschenkt. Das alles prägt uns, schafft aber auch ein Klima, in dem jeder für den anderen da ist. Und genau das finde ich so toll“, sagt Roman Weiß und lacht.

Als Beispiel nennt der Bürgermeister den Verein Aktives Helfen, hervorgegangen aus dem Krankenpflegeverein. Rund 50 Mitstreiter stehen bereit, um Mitbürgern zu helfen, wenn sie sich mit ihren Problemen an den Verein wenden. Auch der Arbeitskreis Asyl ist aus „Aktives Helfen“ hervorgegangen. So habe man es geschafft, die 60 zugewiesenen Flüchtlinge gut zu versorgen.

Finanziell steht Erkenbrechtsweiler ordentlich da. „Auf dem Papier sind wir schuldenfrei“, stellt Roman Weiß fest. Große Gewerbebetriebe gibt es in der Gemeinde nur wenige, entsprechend überschaubar sind die Gewerbesteuereinnahmen. Große Projekte wie der geplante Bau des Heidegrabenzentrums, das auf die größte keltische Siedlung in Mitteleuropa hinweisen soll, werden sich nur finanzieren lassen, wenn die Landesregierung den beteiligten Gemeinden Hülben, Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler kräftig unter die Arme greift. „Allein können wir das, wie so vieles andere auch, ganz einfach nicht stemmen“, sagt Weiß. Kommt das Zentrum, könnte der Tourismus weiter belebt werden. Seit Erkenbrechtsweiler ein Teil des Biosphärengebiets sei, habe sich die Anzahl der Wanderer und Tagesgäste deutlich erhöht.

Begrenztes Übernachtungsangebot

Das Übernachtungsangebot in der Albgemeinde, das räumt Weiß offen ein, sei aber noch arg begrenzt. Aber auch da kennt er seine Mitbürger inzwischen gut. Erpicht darauf, dass Erkenbrechtsweiler zum Tourismuszentrum wird, sei kaum jemand. Am besten solle alles so bleiben, wie es ist.