Bei der Wahl am Sonntag, 24. September, treten drei Kandidaten an. Weil der Amtsinhaber aufhört, hätte man mit mehr Bewerbern rechnen können. Liegt die Zurückhaltung etwa am Ort?

Asperg - Am Sonntag, 24. September, wird nicht nur der Deutsche Bundestag neu gewählt. Auch in Asperg dürfen die Bürger ihr Kreuzchen machen. Sie stimmen darüber ab, wer in den kommenden acht Jahren an der Spitze der Stadtverwaltung stehen soll. Der Amtsinhaber Ulrich Storer wird es nicht mehr sein, nach 24 Jahren im Amt hat er seinen Rückzug angekündigt.

 

Ins Rennen um die Nachfolge gehen drei Kandidaten – wobei die Chancen des Stuttgarter Musikpädagogen und Bürgermeister-Dauerkandidaten Ulrich Raisch als eher marginal gelten. Die anderen beiden Bewerber dürfen sich Chancen ausrechnen, die Wähler zu überzeugen. In ihrem Werdegang könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Der eine ist Diplom-Verwaltungswirt mit Erfahrung in der Kommunalverwaltung, der andere Diplom-Kaufmann, der jahrelang in der Industrie gearbeitet hat, ehe er für seine Tätigkeit als Betriebsratsvorsitzender einer Daimler-Tochter freigestellt wurde.

Erfahrung gegen frischen Wind

Was die Pläne für Asperg angeht, liegen beide Kandidaten inhaltlich nicht weit voneinander entfernt. Daher ist die Wahl am Sonntag ein Stück weit auch eine Entscheidung über die Kompetenzen der Bewerber. Grob formuliert: Am Sonntag heißt es Routinier gegen Quereinsteiger, Erfahrung gegen frischen Wind.

Christian Eiberger aus Ellwangen an der Jagst ist studierter Verwaltungswirt, er war Leiter der Stadtkasse Sigmaringen, Leiter des Steueramtes in Möglingen und Geschäftsführer des Zweckverbands Gewerbepark Bietigheimer Weg. Zurzeit arbeitet der 36-jährige Vater zweier Kinder als Kämmerer bei der Gemeinde Ingersheim und wohnt in Marbach. Er lässt keinen Zweifel daran, wohin es ihn zieht: „Bürgermeister zu werden ist schon seit Langem ein Thema bei mir“, sagt er, „in einer Stadt, wo meine Familie und ich uns wohlfühlen.“ Und das wäre in Asperg der Fall.

Sporthalle, Verkehr, Neue Mitte

Als ein großes Thema, das Asperg in den kommenden Jahren beschäftigen wird, sieht Eiberger den Neubau der Sporthalle, der auch eng verknüpft ist mit dem geplanten Abriss des Lehrschwimmbeckens. Auch die Sanierung der Infrastruktur, eine seniorengerechte Stadtentwicklung sowie Verkehr und Finanzen sieht der Bürgermeisterkandidat als Schwerpunkte.

Sein Mitbewerber Marc Thomas Bauer setzt ähnliche Akzente: Sporthalle und Lehrschwimmbecken, der Verkehr an der Eglosheimer Straße, die Osterweiterung der neuen Mitte und die Reduzierung des Durchgangsverkehrs sind seine großen Punkte. Bauer ist in Asperg aufgewachsen und hat 28 Jahre dort gelebt. „Wenn ich hier nicht kandidiere, dann mache ich es danach nie wieder, und ich werfe es mir ewig vor“, sagt der 41-Jährige. Er weiß, dass er nicht den idealtypischen Lebenslauf für einen Bürgermeister mitbringt. Er möchte eine Alternative für die Wähler sein und „frischen Wind“ in die Verwaltung bringen. Bauer ist überzeugt, dass ihm seine Erfahrungen aus der freien Wirtschaft in der Kommunalpolitik helfen werden.

Aber warum gibt es nur zwei ernst zu nehmende Bewerbungen für das höchste Amt in Asperg, einer attraktiven Kommune, die auch finanziell noch Gestaltungsspielraum hat? Eine Lokalzeitung mutmaßte jüngst, dass die Zerstrittenheit des Gemeinderats ein Grund für die Zurückhaltung gewesen sein könnte. Hört man sich jedoch bei Verwaltung und den Kandidaten um, gibt es eine andere Antwort: Es gebe keine Lagerbildung im Gemeinderat, auch wenn es bei einigen wichtigen Entscheidungen in der Vergangenheit – beispielsweise bei der Ablehnung der Zulässigkeit des Bürgerbegehrens zur Erhaltung des Lehrschwimmbads – tatsächlich einen heftigen Dissens unter den Fraktionen gegeben habe. Beide Kandidaten betonen, dass unterschiedliche Meinungen durchaus erwünscht seien – solange man konstruktiv diskutiere.