Eine ganz große Baustelle ist die Bildung, Stichwort Oscar-Paret-Schule (OPS), und die Sanierung der Grundschulen. Wie soll es da weitergehen?
Ich habe hier vor acht Jahren die Situation vorgefunden, dass wir auf der einen Seite sehr stark sanierungsbedürftige Gebäude haben und dass auf der anderen Seite eine Entwicklung eingesetzt hat, die völlig neue Anforderungen an Bildung und Betreuung stellt. Das erfordert viele Millionen Euro an Investitionen, aber es bietet auch die Chance, unsere Bildungseinrichtungen fit für die Zukunft zu machen. Daraus ergeben sich auch für die Stadtentwicklung Chancen für neue städtebauliche Akzente, die man sonst nur alle paar Jahrzehnte bekommt.
Der Neubau der Oscar-Paret-Schule kostet die Stadt mehr als 30 Millionen Euro. Wie wollen Sie das stemmen?
In den vergangenen acht Jahren hat Freiberg insgesamt 34 Millionen Euro investiert, das wäre ungefähr auch der städtische Anteil, den wir für den Neubau der Oscar-Paret-Schule aufzubringen haben. Das wird aber trotz der hohen Summe nicht unser einziges Projekt bleiben. Beispielsweise werden wir auch die Straßen sanieren müssen. Dank Haushaltsdisziplin und einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung ist es uns gelungen, die Verschuldung von 9,6 Millionen Euro auf unter 1,2 Millionen zu senken und die Rücklagen von sechs Millionen auf 13 Millionen zu erhöhen.
Wie geht es bei den drei Grundschulen der Stadtteile weiter?
Anfang März haben wir den Bürgern einen Zwischenstand präsentiert. Ein Stuttgarter Büro hat zwölf verschiedene Varianten für die drei Schulen aufgezeigt. Das geht von der Sanierung aller drei Grundschulen bis hin zu einer großen, zentralen Grundschule. Der Gemeinderat wird noch vor der Sommerpause eine Entscheidung treffen.
Bei der ersten Vorstellung wollten Sie sich noch nicht positionieren. Für welche Lösung plädieren Sie jetzt?
Für mich ist eindeutig klar, dass die Erhaltung aller drei Grundschulen keine Option mehr sein kann. Das ist die mit Abstand teuerste Variante, und sie bleibt pädagogisch am weitesten zurück im Hinblick auf die Anforderungen an Grundschulen. Ob es nun aber ein oder zwei Standorte werden, da habe ich mich noch nicht entschieden.
Bei den Bürgerinformationen äußerten viele Eltern Ängste vor einer „Mega-Grundschule“. Wie begegnen Sie diesen Ängsten?
Die Sorge kann man den Eltern nehmen, das würde – falls die Entscheidung auf eine Grundschule fällt – keine „Mega-Grundschule“ werden. Die größere Grundschule würden wir in kleineren Jahrgangshäusern realisieren. Ich habe auch zwei Töchter, die das betreffen wird. Ich sehe das nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Vater.
Die Grundschulsanierung haben Sie mit großer Bürgerbeteiligung angestoßen, ähnlich wie beim Klimaschutzkonzept. Ist das eine Methode, die sich verstetigen lässt, also auch auf andere Bereiche der Gemeindepolitik übertragen lässt?
Ich halte da sehr viel davon. Es ist immer die Frage, bei welchem Thema und wie intensiv. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, zum einen, weil man die Möglichkeit hat, den Bürgern die Komplexität des Themas erklären zu können, zum anderen, weil die Bürger auch selbst mitgestalten können. Dadurch steigt die Qualität des Ergebnisses. Das hat man beispielsweise auch beim Entwurf des neuen Ortszentrums gemerkt. Der jetzige Entwurf ist ein Entwurf der Bürgerschaft.
Eine andere große Bürgerbeteiligung gab es beim Klimaschutzkonzept. Wie weit sind Sie da? Sind schon die ersten Bäume für VfB-Tore gepflanzt?
(lacht) Wir sind gerade noch dabei, mit den Schülern der OPS zu besprechen, ob es auch ein anderes Kriterium als geschossene VfB-Tore für zu pflanzende Bäume geben kann. Das ist leider eher kein so zuverlässiges Kriterium. Denkbar ist auch, dass sich beispielsweise Abschlussklassen mit einem Bäumchen „verewigen“. Noch im Frühjahr wird der Gemeinderat die ersten Umsetzungsvorschläge des Klimaschutzkonzepts beraten. Ein paar Ansätze sind bereits im Haushalt eingearbeitet. Aber das ist erst der Einstieg. Da wird man in diesem Jahr noch nicht allzu viel sehen.