Der Herrenberger Stadtkämmerer wird Finanzbürgermeister. Seinen Gegenkandidaten will niemand wählen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Herrenberg - Die Nachricht gleicht einem vorzeitigen Abschiedsgeschenk. Am Mittwochnachmittag verkündete Gabrielle Götz-Getzeny, dass die Stadt Herrenberg 190 000 Euro Schadenersatz ausgehandelt hat. Damit endete die größte Krise in der Amtszeit der Finanzbürgermeisterin, jene um die immer wiederkehrenden Schließungen des falsch konstruierten Naturfreibads wegen Bakterienbefalls. Die 190 000 Euro sind der Ausgleich für den Einnahmeausfall. Wenige Stunden später sah Götz-Getzeny, wie der Gemeinderat ihren Nachfolger wählte.

 

Dass Stefan Metzing neuer Finanzbürgermeister im Herrenberger Rathaus wird, dürfte niemanden überrascht haben. Als Stadtkämmerer ist der 40-Jährige schon jetzt verantwortlich für den städtischen Haushalt und im Gemeinderat bestens bekannt. „Als echter Herrenberger habe ich mein Handwerk hier von der Pike auf gelernt“, sagte Metzing. Was sein Lebenslauf belegt. Vor 17 Jahren begann er als Mitarbeiter der Kämmerei, vor vier Jahren wurde er zu ihrem Leiter bestimmt.

Eine Kandidatin hatte erst Tage vor der Wahl abgesagt

Zumindest einen dürfte allerdings überrascht haben, mit welcher Deutlichkeit die Stadträte Metzing ihr Vertrauen aussprachen: seinen einzigen Gegenkandidaten Matthias Beck. Er leitet im Ludwigsburger Rathaus die Abteilung für Polizeirecht. Hätte Beck geahnt, dass keine einzige Stimme auf ihn entfallen würde, wäre er wohl dem Beispiel von Frauke Schwarting gefolgt. Die 51-jährige Betriebswirtin aus Herrenberg hatte wenige Tage vor der Wahl den Verzicht auf ihre Kandidatur erklärt. Ursprünglich hatten sich auf die Stellenausschreibung sieben Interessenten gemeldet. Vier von ihnen hatte der Ältestenrat vorab aussortiert.

Abgesehen von seinem Bekanntheitsbonus sprach Metzings berufliche Laufbahn von Anfang an für ihn. Der 40-Jährige hat sein Studium der Volkswirtschaft mit dem Diplom beendet. Er gilt auch über Herrenberg hinaus als ausgewiesener Experte für kommunale Finanzen. Unter seiner Regie stellte die Stadt als eine der ersten im Land auf die doppische Haushaltführung um. Metzing lehrt an der Verwaltungs-Hochschule in Ludwigsburg Rechnungswesen, Buchführung und Bilanzierung. Am 15. Mai wird er das neue Amt übernehmen und fortan für 123 Mitarbeiter verantwortlich sein, rund 100 mehr als heute.

Am Tag zuvor wird Gabrielle Götz-Getzeny zum letzten Mal ihren Schreibtisch aufräumen. Sie wird sich dann nach 15 Jahren in der Verantwortung über die städtischen Finanzen in den Ruhestand verabschieden. Am 15. Mai 2003 hatte die Juristin ihr Amt als Finanzbürgermeisterin angetreten und war acht Jahre danach vom Gemeinderat wiedergewählt worden. Zu ihrem Abschied ist ein Festakt im Herenberger Rathaus geplant.