Historische Wahl in Leinfelden-Echterdingen: Mit überwältigender Mehrheit beruft der Gemeinderat mit Eva Noller erstmals eine Frau in die Verwaltungsspitze.

Leinfelden-Echterdingen - Der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen hat am Dienstagnachmittag erstmals in der Historie der Kommune eine Frau in die dreiköpfige Verwaltungsspitze berufen – und das mit einer überwältigenden Mehrheit. Die parteilose Bewerberin Eva Noller erhielt 20 von 23 abgegebenen Stimmen. Zudem hatten drei Stadträte in der Sondersitzung in der Zehntscheuer entschuldigt gefehlt. Die Amtszeit der neuen Bürgermeisterin beträgt acht Jahre. Sie wird ihr Amt voraussichtlich Mitte Oktober antreten.

 

Die Leiterin der Abteilung Stadtplanung im Göppinger Rathaus war die einzige Kandidatin, die sich in öffentlicher Sitzung dem Plenum vorstellen durfte. Restliche Bewerbungen, die nicht zurückgezogen worden waren, hatte der Gemeinderat zu Beginn der Sitzung per Beschluss verworfen.

Überzeugende Vorstellung

Über die Sommerferien hinweg hatte sich die 45-Jährige, die an der Uni Stuttgart Architektur studiert hat, wie berichtet bei den Fraktionen vorgestellt und dort einen sehr überzeugenden Eindruck hinterlassen. Schließlich war sie nicht nur von den Freien Wählern, denen nach dem Proporz das Vorschlagsrecht für diesen Bürgermeisterposten zusteht, sondern von allen Fraktionen und dem Oberbürgermeister für den Beigeordnetenposten vorgeschlagen worden. Roland Klenk hatte Eva Noller ursprünglich zur Bewerbung ermuntert.

Die Regierungsbaumeisterin in den Fachbereichen Städtebau, Raumordnung und Landesplanung hatte vor dem Wahlakt die Gelegenheit genutzt, ihre bisherige berufliche Karriere mit zuletzt Stationen in Ulm und Göppingen zu skizzieren und einen Blick in die Zukunft in L.-E. zu werfen. Mehrmals betonte sie in ihrer Rede, dass sie Bürger frühzeitig an Planungsprozessen beteiligen wolle: „Planen muss vor Ort geschehen und nicht nur vom Schreibtisch aus.“

Der Reiz liegt im Kontrast

Leinfelden-Echterdingen habe sie wegen der großen Kontraste von Landwirtschaft auf der einen und großstädtischen Strukturen auf der anderen Seite gereizt, sagte Noller. Messe und Flughafen nannte sie eine „interessante Herausforderung“. Zum Amtsantritt werde sie noch keine Rezepte vorlegen, sondern sich erst intensiv einarbeiten. Sie stehe aber dafür, die Ortskerne zu stärken, bei Wohnungsbau unterschiedliche Bedürfnisse zu befriedigen und freue sich, den Ausbau der Stadtbahn mit der U 5 und der U 6 begleiten zu können. Auch „für sinnvolle, mit bis zu 50 Prozent geförderte Klimaschutzkonzepte“ wolle sie sich einsetzen, sagte Noller.

Die neu gewählte Bürgermeisterin wird in Zukunft auch als ständige Vertreterin des Rathauschefs fungieren. In ihr personell kräftig durcheinander gewirbeltes Ressort fallen das Planungsamt, das Baurechtsamt, das Amt für Hochbau und Immobilien, das Amt für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau sowie die Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen als Eigenbetrieb. In drei von fünf Abteilungen werden sich – wie auch die neue Bürgermeisterin – die Führungskräfte erst noch einarbeiten müssen: Andrea Egner (Umwelt, Grünflächen und Tiefbau) ist erst seit wenigen Wochen im Amt, Wolfgang-Christian Konerth-Schäferling (Hochbau und Immobilien) kommt am 1. Oktober, und für den scheidenden Leiter des Baurechtsamts Hans Sedlak muss erst noch ein Nachfolger gesucht werden.