Wegen einer fehlerhaften Auszählung erfolgte am Montag eine Korrektur des Ergebnisses der Reichenbacher Bürgermeisterwahl. Teilergebnisse waren vertauscht worden – am Sieg für Richter ändert sich nichts.

Region: Corinna Meinke (com)

Dem Wahlabend im Reichenbacher Rathaus fehlte es nicht an Spannung. Ein Raunen ging durch den Ratsaal, als die erste Hochrechnung auf der Leinwand erschien, bei der Bernhard Richter und Herausforderer Apostolos Zisakis nur rund zehn Prozentpunkte auseinander lagen. Fast mit jedem Wahlbezirk mehr, der ausgezählt wurde, vergrößerte sich der Abstand ein wenig. Am Ende erzielte Richter 54,5 Prozent der Stimmen, Zisakis 41,3 Prozent und Kirsten Schück 3,8 Prozent. Damit knackte Richter die absolute Mehrheit, während Zisakis aus dem Stand ein bemerkenswerter Achtungserfolg gelang.

 

Ein peinlicher Lapsus

Bei diesen Zahlen handelt es sich allerdings um die korrigierte Version, die erst am Montagvormittag publik wurde. Zunächst hatte die Kommune auf ihrer Homepage für den Mitbewerber Zisakis einen Stimmenanteil von letztlich nur 36,3 Prozent und für Schück von 8,8 Prozent veröffentlicht. Der Unterschied der korrigierten Fassung beträgt immerhin fünf Prozent.

„Die Ergebnisse im Wahlbezirk 2 von Herrn Zisakis und Frau Schück sind vertauscht worden“, erklärte die Ordnungsamtsleiterin Marika Halm den peinlichen Lapsus. Sie habe Hinweise auf einen möglichen Fehler erhalten und erst bei der Prüfung am Montag den Fehler festgestellt. „Wo Menschen tätig sind, werden auch Fehler gemacht“, stellte Halm fest. Nach Rücksprache mit der Rechtsaufsicht im Landratsamt sei klar, dass es sich nicht um einen Formfehler handle, da das am Sonntagabend veröffentlichte Ergebnis nur vorläufig und noch kein amtlich bestätigtes Ergebnis gewesen sei. Rechtsverbindlich werde das Ergebnis erst nach der Sitzung des Gemeindewahlausschusses – und der tagte am Montag um 17 Uhr. Die Wahlbeteiligung lag übrigens bei 45,7 Prozent und damit deutlich über der von vor acht Jahren, als mangels Mitbewerbern nur 26,4 Prozent der Reichenbacher zu den Urnen eilten.

Kein Wort über die beiden Mitbewerber

„Gott sei Dank“, entfuhr es mehreren Beobachtern im Ratssaal als die – zu dem Zeitpunkt noch falschen – Zahlen veröffentlicht wurden. Für kurze Zeit sah es nämlich zunächst so aus, als könnte es eine Stichwahl geben. Bernhard Richter zeigte sich mit seinem Ergebnis sehr zufrieden. Der 60-Jährige kann im Januar 2025 seine fünfte Amtszeit antreten.

Richter erklärte, die Wahlbeteiligung sei sein größter Gegner gewesen. Er habe damit gerechnet, dass die Wahl so ausgehen könnte angesichts der nicht optimalen Konstellation. Was er damit konkret meinte, ließ Richter offen. Er vermied es, seine beiden Herausforderer namentlich zu erwähnen. Er wolle mit voller Kraft weitere acht Jahre Bürgermeister sein, auch für die, „die mich nicht mögen“. Wie schon bei der Vorstellung des Ergebnisses brandete starker Beifall auf.

Zu den Gratulanten zählte auch Peter Staib, der Präsident der Werbe-Initiative Reichenbach. Die Interessenvertretung der Reichenbacher Unternehmen sei von Richters Arbeit überzeugt. So würden mit dem geplanten Umbau der Hauptstraße wichtige Impulse gesetzt und neue Begegnungsmöglichkeiten geschaffen, sagte Staib.

„Ich habe alles gegeben“, erklärte unterdessen Apostolos Zisakis, der auf das Erreichen der Stichwahl gehofft hatte und sich bei seiner Familie und seinem Unterstützerkreis bedankte. Aus diesem guten Ergebnis ziehe er viel Energie und er wolle kommunalpolitisch weiter am Ball bleiben. Reichenbach als sein Heimatort sei seine einzige Option, woanders wolle er nicht kandidieren. Er habe vor allem junge Familien und junge Leute ansprechen können, vermutet der Immobilienmakler. Hätte er einen längeren Wahlkampf gemacht, hätte er vermutlich noch mehr ältere Reichenbacher Bürger erreichen können.

Sabine Weidenbacher-Richter und Bernhard Richter erhalten Blumen von Gemeinderat Daniel Gress. Foto: Roberto Bulgrin

Nicht glücklich zeigte sich Kirsten Schück mit der Wahlbeteiligung: „Es hätten ruhig mehr Menschen wählen gehen können“, sagte die Personalsachbearbeiterin, die kommunalpolitisch zum ersten Mal in ihrem Heimatort in Erscheinung getreten war. Die beiden Herausforderer waren schon früh ins Rathaus gekommen, um bei der öffentlichen Auszählung live dabeizusein. Nach dem anstrengenden Wahlkampf wolle er die Zeit bis zum Ergebnis am Wahlabend in aller Ruhe miterleben, hatte Zisakis schon vor einigen Tagen angekündigt.

Auf vielen Kanälen für sich geworben

Amtsbonus
 Bernhard Richter hatte im Wahlkampf mit seiner Erfahrung und Kompetenz für sich geworben. In 32 Dienstjahren in Reichenbach hat er einen Amtsbonus erworben und mit der fachlichen Qualifikation als Diplom-Verwaltungswirt punkten können.

Wahlkampf
Alle drei Bewerber warben auf sozialen Kanälen für sich. Richter und Zisakis hatten außerdem Homepages geschaltet. Der Herausforderer Zisakis hatte zusätzlich über fast drei Wochen eine Bürgersprechstunde in einem angemieteten und bisher leer stehenden Laden in der Reichenbacher Hauptstraße angeboten.