Im Rems-Murr-Kreis wurden am Sonntag in zwei Kommunen neue Ratshauschefs gewählt. In Rudersberg gab es dabei völlig überraschend im ersten Wahlgang ein deutliches Ergebnis. In Winnenden eine Wiederwahl.

Rudersberg/Winnenden - Es ist eine faustdicke Überraschung: Obwohl sich sechs Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters beworben haben, hat mit Raimon Ahrens der Jüngste im Bunde das Rennen gemacht: Er holte 66,7 Prozent der Stimmen und damit klar die absolute Mehrheit. „Dass es so deutlich ausgeht, hätten wir nicht gedacht“, sagt Nicole Siegle, die Wahlleiterin in Rudersberg. Viele waren stattdessen davon ausgegangen, dass bei so vielen Bewerbern ein zweiter Wahlgang notwendig sein würde – doch Raimon Ahrens hat sich durchgesetzt. Auch der 28-Jährige selbst hätte damit nicht gerechnet: „Es war ein wirklich starkes Bewerberfeld, deswegen bin ich sehr positiv überrascht, dass ich mit diesem Ergebnis rausgehen kann.“

 

Dem im Schorndorfer Teilort Schlichten wohnenden Verwaltungswirt kam vermutlich seine Erfahrung zugute: Er arbeitet seit 2012 bei der Gemeinde Korb und hat dort zuletzt das Haupt- und Ordnungsamt geleitet. Damit hat er bereits die Bereiche Personal, Bildung und Soziales, Ordnung, Integration, ehrenamtliches Engagement sowie Öffentlichkeitsarbeit verantwortet. Sein Alter sei im Wahlkampf hin und wieder Thema gewesen. „Aber ich denke, es gibt in der Region einige Beispiele, die gezeigt haben, dass auch junge Bürgermeister gute Impulse setzen können.“

Die anderen fünf Kandidaten hat Raimon Ahrens weit hinter sich gelassen: Die Bildungsreferentin Relindis Pfisterer erhielt 0,9 Prozent der Stimmen, der 35-jährige Betriebswirt Stefan Walter 14,5 Prozent und der Wirtschafts- und Gartenbauingenieur Martin Herrmann 12,0 Prozent. Rüdiger Burkhardt, derzeit Fachbereichsleiter im Waiblinger Landratsamt und Mitglied der AfD, erhielt 4,6 Prozent, Bernd Hegwer knapp ein Prozent.

Raimon Ahrens tritt die Nachfolge von Martin Kaufmann (SPD) an, der seit Anfang Dezember Oberbürgermeister der Stadt Leonberg im Landkreis Böblingen ist. Er hat bei der Wahl immerhin eine Stimme bekommen – obwohl er natürlich nicht mehr als regulärer Kandidat auf den Wahlzetteln stand.

Außergewöhnlich hoch war auch die Wahlbeteiligung in Rudersberg: Von 9163 Wahlberechtigten hatten 5455 Rudersberger ihr Wahlrecht wahrgenommen – das entspricht fast 60 Prozent. Bei der letzten Bürgermeisterwahl im Jahr 2015 hatte die Wahlbeteiligung dagegen nur bei 48,2 Prozent gelegen.

Oberbürgermeisterwahl in Winnenden

Hartmut Holzwarth (CDU) ist zum zweiten Mal zum Oberbürgermeister von Winnenden gewählt worden. 91,4 Prozent der Winnender sprachen sich dafür aus, dass der 48-jährige Diplomverwaltungswirt weiterhin Stadtoberhaupt von 28 400 Einwohnern bleiben soll. Gut acht Prozent hatten andere Kandidaten auf ihrem Wahlzettel notiert. Vor acht Jahren hatte Holzwarth 72, 9 Prozent der Stimmen auf sich vereint. Damals hatten sich drei Kandidaten in der fünftgrößten Stadt des Rems-Murr-Kreises um das Amt des Rathauschefs beworben, darunter der erste Bürgermeister Norbert Sailer. Bei dieser Wahl stand der Name von Holzwarth als einziges auf dem Wahlzettel. Dass es nur einen einzigen Kandidaten gab, spiegelte sich in der Wahlbeteiligung wieder: Diese lag laut Endergebnis bei 25, 8 Prozent. Vor acht Jahren hatte diese 49,2 Prozent betragen.

Die Auszählung der Wahlzettel hatte übrigens außergewöhnlich lange gedauert – Grund war laut Erstem Bürgermeister Norbert Sailer, dass viele Gegenkandidaten auf den Wahlzetteln geschrieben worden waren. Deswegen wurde das endgültiges Ergebnis erst um 21 Uhr verkündet.