Bürgerrechtler werden verprügelt, Aktivisten verhaftet, Schwule kriminalisiert: Georgiens Regierung bewegt sich immer weiter fort von der EU und nähert sich Russland an. Die Wahlen am 26. Oktober könnten das Schicksal der Nation entscheiden.

Das Zuhause von Shorena Khomeriki und Giorgi Okribelashvili liegt eine halbe Stunde von der georgischen Hauptstadt Tiflis entfernt. Ein Vorort mit Wohnblocks aus Sowjetzeiten und bescheidenen Häusern mit bröckelndem Putz wie die Kate des Ehepaars. Das Wohnzimmer dient als Schlafzimmer. Am Abend des 16. Mai stürmt die Spezialeinheit der Kriminalpolizei das kleine Haus – als hielten sich hier Terroristen versteckt. Als der angekettete Wachhund der Familie sich nicht beruhigt, zieht ein Polizist die Pistole und zielt auf den 40-Jährigen. „Bring’ deinen Hund unter Kontrolle!“, habe er ihn angeherrscht, berichtet Giorgi Okribelashvili von jenem Abend, als die Polizei seinen Sohn suchte.