Die städtische Website „Mein Service Stuttgart“ hat einen mit 50 000 Euro dotierten Preis gewonnen. Die Idee, die dahinter steckt, gilt als ungewöhnlich innovativ.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Ralf Armbruster kann für die Preise, die seine Abteilung bekommen hat, bald ein eigenes Regal frei machen. Der IT-Spezialist leitet das Kompetenzzentrum E-Government bei der Stadt Stuttgart. Und was sich so bürokratisch anhört, ist in Wahrheit ungeheuer praktisch für die Stuttgarter Bürger: das Info- und Serviceportal der Stadt service.stuttgart.de erleichtert schon seit einigen Jahren vielen die Orientierung bei Pflicht und Freizeit im Großstadtalltag.

 

Die Nützlichkeit und das ganzheitliche System, das hinter den digitalen Angeboten der Stadt Stuttgart steht, hat jetzt auch die Jury des dbb-Innovationspreises überzeugt: Vergangene Woche ist Ralf Armbruster nach Leipzig gereist, um den mit 50 000 Euro dotierten Preis für die Internetseite „Mein Service Stuttgart“ dort entgegen zu nehmen. Um zu verstehen, was diese Website kann und was die Jury des Beamtenbunds daran so begeistert hat, muss man das Serviceportal der Stadt kennen, zu dem „Mein Service“ sozusagen ein personalisierter Aufsatz ist.

Wo ist der nächst gelegene Tennisverein?

Viele Stuttgarter nutzen die digitalen Angebote ihrer Stadt schon lange: Auf service.stuttgart.de können Bürger nicht nur sehen, wann wieder der gelbe Sack abgeholt wird, sie können auch die Geburtsurkunde anfordern oder nachlesen, wo der nächst gelegene Tennisverein ist und wie viel Verkehr sich gerade durch die Straßen der Landeshauptstadt schlängelt.

Wie praktikabel ist ein so umfassendes Angebot im Alltag ? Und wer pflegt es? Diese Frage haben sich Armbruster und seine sieben Mitarbeiter natürlich schon vor Jahren gestellt, als 2008 die ersten Schritte für die Serviceseite gegangen wurden. „Wenn wir beispielsweise die umfassenden Informationen über alle Stuttgarter Vereine pflegen wollten, müssten wir einen Mitarbeiter haben, der speziell für die Seiten der Vereine zuständig wäre“, erklärt Armbruster. Das geht bei dem ausufernden Angebot auf der Seite natürlich nicht. Die erste Idee für jenes jetzt ausgezeichnete Projekt „Mein Service Stuttgart“ sei also gewesen, „die Pflege der Daten an die Quellen zurück zu geben“, wie Armbruster es formuliert.

Im Klartext heißt das: Das Portal bietet über eine personalisierte Anmeldung Privatpersonen, Unternehmen und Vereinen die Möglichkeit, ihre Daten selbst zu bearbeiten und so aktuell zu halten und sich untereinander auszutauschen.

Es gibt keine Laufzettel bei der Stadt mehr

„Im Alltag werden über die Plattform so auch Prozesse viel effizienter und schneller abgewickelt“, sagt Ralf Armbruster. Ein Beispiel: Wenn irgendwo im Stuttgarter Stadtgebiet Bauarbeiten nötig sind, bei denen Aufgrabungen erfolgen sollen, müssen sich verschiedene Parteien einigen, austauschen und Genehmigungen einholen: so beispielsweise der Bauherr, der Bauleiter und das Amt für öffentliche Ordnung. Früher gab es dafür Papierformulare und Laufzeiten von mehreren Tagen. Über die Plattform wird heute etwas morgens um neun Uhr beantragt und ist am frühen Nachmittag oft schon genehmigt.

Auch wenn es darum geht, städtische und freie Anbieter in einer Übersicht für potenzielle Interessenten zu bündeln – beispielsweise wenn jemand wissen will, welche Kitas in seinem Stadtteil zur Verfügung stehen – sei die Seite hilfreich, berichtet Ralf Armbruster. Möglich ist das allein dadurch, dass alle Anbieter ihre Daten selbst einspeisen und pflegen.

Die Einträge werden qualifiziert

Armbruster sieht das Ganze so: Es gehöre nun einmal zur Aufgabe einer Stadtverwaltung, eine bestimmte Leistung für ihre Bürger zu erbringen und die Informationen zu dieser Leistung ebenso zur Verfügung zu stellen. „Das ist eine klassische kommunale Aufgabe!“ Natürlich werden die Einträge von insgesamt bisher etwa 2900 Nutzern von „Mein Service“ immer auch überprüft von den jeweiligen Ämtern und Abteilungen. „Die Zuständigkeiten sind also dezentral geregelt“ – auch das habe den Jurymitgliedern des Innovationspreises gut gefallen, erzählt Armbruster. So überprüfen das Sport- oder das Jugendamt konstant die Einträge der Vereine, damit niemand etwas einspeist, das es beispielsweise gar nicht gibt.

Ralf Armbruster gesteht: „Es gibt überall so viel Bürokratie!“ Die Internetseite wolle aber alles ein bisschen weniger umständlich machen – und eben auf die „immer stärkere Durchdringung aller Lebensbereiche mit Informationstechnik“ eingehen, wie es heißt. Das Internet kann ganz schön praktisch sein.