Ein Bürgertreff ohne Bürger: Seine letzte Neujahrsrede hat sich Andreas Hesky wohl anders vorgestellt. Der scheidende Waiblinger OB appellierte an die Bürger, sich impfen zu lassen.

Waiblingen - Zum letzten Mal hat der scheidende Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky beim traditionellen Neujahrsempfang der Stadt den Weiß’schen Becher, einen Pokal aus dem Jahr 1652, gehoben – und, zum Wohle der Stadt und der Bürgerschaft, zügig geleert. Das Ritual gehört zum Bürgertreff wie die kleine Werbeeinlage vonseiten Heskys für das bei diesem Anlass im Ein-Liter-Becher befindliche Waiblinger Trollinger Ratströpfle.

 

Den letzten Bürgertreff, an dem er als Oberbürgermeister teilnahm, hätte sich Andreas Hesky sicherlich anders gewünscht: Statt des Neujahrsempfangs im Bürgerzentrum mit großem Defilee und einem mit rund 1000 Zuschauern stets proppenvollen Saal gab es am Sonntagabend lediglich eine Videoaufzeichnung mit Heskys Rede und einem Auftritt des Städtischen Orchesters zu sehen. Zur Premiere des Videos hatten sich knapp 60 Zuschauerinnen und Zuschauer an den Bildschirm gesetzt. Der Oberbürgermeister forderte in seiner Rede dazu auf, sich impfen zu lassen.

Waiblingen soll auch nach Amtszeit Wohnort bleiben

Heskys letzte Neujahrsrede war erwartungsgemäß seine persönlichste und eine kleine Liebeserklärung an die Stadt Waiblingen. Hier wolle er mit seiner Frau auch nach dem Ausscheiden aus seinem Amt wohnen bleiben, kündigte Andreas Hesky an: „Wir fühlen uns wohl, fühlen uns getragen und in einer guten bürgerschaftlich geprägten Gemeinschaft zu Hause.“ In seiner Rede betonte Hesky, die Entscheidung, nicht mehr für eine dritte Amtsperiode zu kandidieren, habe er sich nicht leicht gemacht. „Das Amt des Oberbürgermeisters ist nach wie vor mein Traumberuf. Die 16 Waiblinger Jahre waren die schönsten Jahre meines Berufslebens.“

Der Blick auf die Uhr sei ihm da stets fremd gewesen. „Ich bin überzeugt, auch die nächsten acht Jahre hätten sich daran angeschlossen, in gleicher Dienstauffassung, weil ich mich mit Leidenschaft und Herzblut für unser Waiblingen einsetze.“ Dennoch sei es Zeit, „eine andere Lebensperspektive anzustreben“. Wie er die neu gewonnene Zeit nutzen werde, darüber mache sich seine Frau mindestens ebenso viele Gedanken wie er, verriet der Rathauschef.

Appell an Wohnraum-Eigentümer

Die Neujahrsrede nutzte Hesky auch für eine Erfolgsbilanz der vergangenen 16 Jahre: In den Ausbau der Betreuungsangebote an Kitas und Schulen sei während seiner Amtszeit das meiste Geld geflossen. Viel Geld, rund 15 Millionen, habe die Stadt auch in die Sanierung des Salier-Gymnasiums gesteckt, ein weiterer dicker Finanzbrocken war und ist der Bau einer Kita mit Turnhalle und Wohnungen in Waiblingen-Süd für rund 19 Millionen Euro. Solche Investitionen seien dank des auch in der Coronazeit gut gefüllten städtischen Geldbeutels möglich, sagte Hesky und erwähnte die „für eine Kreisstadt unserer Größe sehr niedrige Verschuldung“.

Auch bei der diesjährigen Neujahrsrede war die Wohnungsnot wieder ein Thema. Die Stadt leiste da ihren Beitrag, brauche aber auch die Hilfe der Bürgerschaft, sagte Hesky und appellierte an Eigentümer von leer stehendem Wohnraum, diesen der Stadt anzubieten. „Die Stadt mietet Ihre Wohnung zu marktüblichen Konditionen an und sorgt für ein gelingendes Mietverhältnis.“

Zu den Zukunftsprojekten, die Hesky nicht mehr selbst begleiten wird, gehört der Neubau für die seit langem unter Platzmangel leidende Feuerwehr in der Kernstadt. Diese soll künftig am Standort des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in direkter Nachbarschaft zum städtischen Betriebshof gegenüber des Hallenbads sitzen, das DRK wiederum wird mit der integrierten Leitstelle in einen Neubau bei der Rundsporthalle umziehen.