Trotz drängender Probleme wie Verkehr und Luftverschmutzung: die meisten Stuttgarter leben gern in der Landeshauptstadt, wie die aktuelle Bürgerumfrage belegt.

Stuttgart - Trotz mancher Probleme wird die Landeshauptstadt in puncto Lebensqualität von den Bürgern weiterhin ausgesprochen positiv beurteilt. Das zeigt die erste Auswertung der Bürgerumfrage 2015, die am Freitag der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) und der Chef des Statistischen Amts, Thomas Schwarz, vorgestellt haben. Demnach haben insgesamt 84 Prozent der Befragten eine positive Einschätzung, 21 Prozent bewerten die Lebensqualität in Stuttgart sogar mit „sehr gut“, 63 Prozent mit „gut“.

 

Die Umfrage wird alle zwei Jahre durchgeführt. Zwischen April und Juni befragte das Statistische Amt 9200 zufällig ausgewählte Einwohner mit Hauptwohnsitz in Stuttgart, 3700 (40 Prozent) beteiligten sich an der Stichprobe. Erstmals wurden dabei auch jüngere Menschen ab 15 Jahren einbezogen, bei früheren Umfragen lag die Altersgrenze bei 18 Jahren.

Einkaufs- und Verdienstmöglichkeiten ganz weit vorn

Aufgeschlüsselt nach einzelnen Lebensbereichen, mit denen die Einwohner im Besonderen zufrieden sind, ergibt sich ein differenzierteres Bild. An erster Stelle stehen die Einkaufsmöglichkeiten: 86 Prozent sind damit sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden. An zweiter Stelle liegen die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten (82 Prozent), gefolgt vom kulturellen Angebot in der Stadt (81 Prozent). Auch die Abfallbeseitigung, die ärztliche Versorgung sowie das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln auf den weiteren Rängen stößt bei den Stuttgartern auf hohe Zustimmungswerte. Ganz am Ende der 27 abgefragten, von der Stadtverwaltung und den Fraktionen festgelegten Themen, finden sich Umwelt- und Verkehrsthemen wie die Situation für Radfahrer, die Luftqualität, die Regelung des Autoverkehrs sowie das Thema Wohnungsmarkt. Hier sind die Unzufriedenen jeweils deutlich in der Mehrheit.

Dementsprechend finden sich diese Themen auf der Liste der größten Probleme in Stuttgart auch ganz weit oben. 70 Prozent der Befragten halten zu hohe Mieten für das drängendste Problem in der Stadt. Der Wert blieb gegenüber der letzten Bürgerumfrage von 2013 (damals 69 Prozent) fast konstant. 57 Prozent halten das Wohnungsangebot für mangelhaft. Zu viel Verkehr auf den Straßen, das ist inzwischen für 67 Prozent der Bürger ein großes Problem, vor zwei Jahren waren es noch 62 Prozent. Vom Spitzenwert aus dem Jahr 2003, als 70 Prozent der Bürger das Verkehrsthema als Hauptproblem der Landeshauptstadt begriffen, ist man also nicht mehr weit entfernt.

Das Thema Feinstaub und Luftqualität, 2009 erstmals abgefragt, wird mittlerweile von 50 Prozent der Bürger als Problem wahrgenommen; 2013 hatten dies lediglich 38 Prozent so gesehen. Neu in den Fragenkatalog aufgenommen wurde das Thema Bettler. Für 36 Prozent der Befragten gibt es in der Stadt zu viele davon. Das Thema Wohnungseinbrüche treibt die Bürger ebenfalls um; 32 Prozent sehen dieses Thema als gravierendes Problem, vor zwei Jahren waren es noch 23 Prozent. 20 Prozent beklagen jeweils zu viele Fremde in der Stadt sowie die mangelnde Integration von Ausländern, was in etwa den Werten der vorangegangenen Umfragen entspricht.

Auch im europäischen Ranking liegt Stuttgart sehr gut

Besonders gefreut hat sich Bürgermeister Schairer über das Ansehen der Verwaltung bei den Bürgern: 59 Prozent der Befragten sind demnach sehr zufrieden oder zufrieden mit der Arbeit der städtischen Beschäftigten, 35 Prozent haben eine geteilte Meinung. „Die Menschen erkennen offenbar, dass sich die Stadtverwaltung um Problemlösungen bemüht“, interpretiert Martin Schairer die Zustimmungswerte.

Nach Angaben des Statistikers Thomas Schwarz kann sich die Landeshauptstadt mit den insgesamt hohen Zustimmungsraten nicht nur im deutschlandweiten Vergleich sehen lassen. Auch in Europa muss Stuttgart die Konkurrenz nicht fürchten: Im letzten europaweiten Ranking aus dem Frühjahr 2015 waren lediglich die Einwohner von Kopenhagen (Dänemark) und Reykjavík (Island) noch zufriedener mit der Lebensqualität in ihrer Stadt.

Auch zu den im Herbst bevorstehenden Etatberatungen durften die Befragten ihre Meinung äußern: 58 Prozent plädieren dafür, die Ausgaben im Doppelhaushalt 2016/2017 unverändert zu lassen, 32 Prozent fordern Mehrausgaben, zehn Prozent votieren für Einsparungen. Dabei zeigen sich zwei gegensätzliche Lager in der Bevölkerung: So plädieren 32 Prozent für den Neu- oder Ausbau von Straßen, 43 Prozent für den Ausbau des Radwegenetzes. Zugleich stehen aber beide Themen auch an der Spitze, wenn es darum geht, Geld im Haushalt einzusparen.

Übrigens: die Ergebnisse der Fragen zum Thema Stuttgart 21 sind noch nicht ausgewertet. Sie sollen im September zusammen mit weiteren Resultaten der Öffentlichkeit präsentiert werden.

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