Der örtliche Bürgerverein wird die Traditionsveranstaltung auf dem Kirchplatz im kommenden Jahr nicht mehr organisieren.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Es sind zwei Paar Stiefel, sagt Martin Hechinger, Vorstandsmitglied des Bürgervereins Stammheim. „Die eine Sache ist, dass wir nur noch in diesem Jahr den Weihnachtsmarkt organisieren werden und das ab dem kommenden Jahr auf keinen Fall mehr tun werden“, erklärt er. „Die andere Sache ist, dass unsere Vorsitzende Adriane Haußmann ihr Amt ruhen lässt und wir uns eine neue Vorsitzende beziehungsweise einen neuen Vorsitzenden suchen müssen.“

 

Schon seit längerem habe man sich im Vorstand des Bürgervereins mit der Frage befasst, wie lange man die Organisation des Weihnachtsmarktes stemmen könne. „Wir alle im Vorstand werden älter, müssen uns immer wieder der Kritik aussetzen und auch die Vorschriften der Stadt werden immer umfangreicher.“ Bei der diesjährigen Vereinsbesprechung, zu der Bezirksvorsteherin Susanne Korge die Vorsitzenden der örtlichen Vereine, Verbände und Organisationen in die Schloss-Scheuer eingeladen hatte, teilte Hechinger den Anwesenden mit, das für den Verein 2017 endgültig Schluss sei. „Ich habe gesagt, dass der Bürgerverein dieses Jahr den Markt noch machen wird, aber das es fürs kommende Jahr eine andere Lösung geben muss“, sagt Hechinger. Nach seiner Ankündigung habe er schon in das eine oder andere lange Gesicht geblickt, aber der Entschluss stehe fest. „Ich habe es rechtzeitig angekündigt, es gibt genug Zeit, jemand anderen zu finden, der den Weihnachtsmarkt auf die Beine stellt.“ Die Kenntnisse und das Know-How stelle man bei Bedarf gern zur Verfügung, aber keine „Manpower“, wie Hechinger es nennt: „Wir werden keine Kabel verlegen, Stromkästen aufbauen, Stände einzeichnen, E-Mails an die Beschicker versenden, kein Programm und keinen Weihnachtsbaum organisieren oder was man sonst alles tun muss. Und auch keine Verantwortung für den Markt übernehmen.“ Er habe das 21 Jahre lang gemacht und wie viele seiner Vorstandskollegen Urlaubstage und ungezählte Stunden geopfert. Künftig seien andere dran.

Vorstand bedauert Rückzug der Vorsitzenden

Apropos andere. Nach knapp zwei Jahren als Vorsitzende lässt Adriane Haußmann ihr Amt ruhen und wird sich auch bei der kommenden Mitgliederversammlung im März nicht mehr zur Wahl stellen. Im aktuellen Bürgerbrief, der in wenigen Tagen verteilt wird, äußert sie sich zu ihrer Entscheidung und führt persönliche Gründe an: „Manchmal muss man wissen, wann es besser ist, zu gehen“, erklärt sie. „In den vergangenen zwei Jahren ist bei mir persönlich viel geschehen und ich bin an dem Punkt angelangt, an dem es gilt, sich zu überlegen, welchen Aufgaben man sich stellen kann und möchte.“ Vor allem im Beruf und auch privat durch den Tod ihres Vaters habe sich einiges verändert: „Ich habe durch den Beruf kaum Zeit und die Zeit, die übrig bleibt, möchte ich meiner Familie widmen. Dass dabei etwas auf der Strecke bleibt, ist vorprogrammiert. Ich bin aber kein Mensch, der halbe Dinge tut.“ Aus diesem Grund habe sie sich dazu entschlossen es lieber ganz zu lassen als etwas mit nur halben Herzens zu versuchen.

Zweiter Vorsitzender leitet Verein kommissarisch

Hechinger bedauert Haußmanns Entscheidung und lobt zugleich ihr Engagement in den vergangenen anderthalb Jahren. „Ohne sie hätte es den Neujahrsempfang und die Weihnachtsmärkte im vergangenen Jahr und in diesem Jahr nicht gegeben – sie hat sehr viel vorbereitet.“ Andreas Lassak, bislang zweiter Vorsitzender im Bürgerverein, wird die Geschäfte nun kommissarisch weiterführen. „Wir im Vorstand gehen demnächst in Klausur und werden schauen, wie die Arbeit des Vereins aussehen kann und ob sich bis zur Hauptversammlung im März jemand als Nachfolger findet“, sagt Hechinger. Das hofft auch Adriane Haußmann: „Mein Nachfolger muss jemand sein, der viel Herzblut und Begeisterung mitbringt, aber vor allem auch die Zeit hat, sich um die vielen Anliegen zu kümmern, die an den Bürgerverein herangetragen werden“, sagt sie auf Nachfrage der Nord-Rundschau. Besondere Vorkenntnisse seien nicht nötig: „Der Vorstand im Bürgerverein ist so toll, er sorgt und kümmert sich väterlich um einen, man wird auch als Anfängerin absolut unterstützt.“ Lohn dieser Arbeit seien die vielen besonderen Momente und die Begegnungen, die man als Vorsitzende erlebt. „Es gibt nichts Schöneres als zum Beispiel nach einem gelungenen Weihnachtsmarkt zu sehen, wie zufrieden die Leute sind“, sagt die 29-Jährige.